KI wie Kirschtorte

Künstliche Intelligenzen kreieren immer bessere Bilder. Wir wollten wissen: Wie stellen sich die Programme typische Schwarzwald-Motive vor? Zwei Fotografen haben's ausprobiert...

Text: Jana Zahner Fotos: Jan Reiff, Andreas Böhler

Fichtenwälder, urige Bauernhöfe, kunstvolle Kuckucksuhren – bei solchen Bildern wird Lokalpatrioten warm ums Herz. Doch für Aufnahmen wie diese müssen Jan Reiff und Andreas Böhler ihr Büro in der Agentur Mack Media, ganz nah beim Holland-Themenbereich des Europa- Parks Rust, gar nicht mehr verlassen. Die beiden Fotografen und Filmemacher haben künstliche Intelligenzen typische Schwarzwald-Motive erstellen lassen – und so außergewöhnliche Bilder kreiert.

Jan Reiff, der in Offenburg aufwuchs und auch immer wieder für #heimat beeindruckende Motive fotografiert hat, ist begeistert von den technischen Möglichkeiten der KI-Tools. Was liege da näher, als sich die eigene Heimat durch die Augen eines Programms zeigen zu lassen? „Das Spannendste ist, wenn du Sachen machst, die dir vertraut sind“, sagt der 51-Jährige. Für die KI Midjourney gibt es mittlerweile keine kostenlose Testversion mehr, wer den Dienst nutzen will, braucht einen Discord-Account und muss ein Abo abschließen. Erst dann kann man sich kreativ austoben und zum Beispiel eine romantische Landschaftsaufnahme vom Black Forest basteln lassen. Wichtig ist: „Man muss lernen, was die KI versteht, ihr Begriffe geben, die sie schon kennt“, erklärt Andreas Böhler. Teils kommt der Bildgenerator auch mit abstrakten Anweisungen wie dramatisches Sonnenlicht“ gut zurecht. Die KI greift auf die Bilder und Begriffe zurück, mit denen sie gefüttert wurde, lernt ständig dazu. Manchmal braucht es trotzdem einige Versuche, bis der Nutzer bekommt, was er sich vorgestellt hat. „Eigentlich ist die Maschine unheimlich dumm und unheimlich schlau zugleich“, findet Jan Reiff. Bei den Stichwörtern Schwarzwälder Schinken und Schwarzwälder Kirschtorte landete die KI Volltreffer: „Das kann man kaum besser fotografieren.“ Nur: Wie kann der Laie überhaupt noch erkennen, ob es sich bei solchen Bildern um einen Fake handelt? Misstrauisch sollte man werden, so die beiden Fotografen, wenn Aufnahmen zu perfekt wirken.

Manchmal macht die KI jedoch Fehler mit unfreiwillig komischen Ergebnissen – wie beim Kuckuck mit dem Bollenhut. Weil das Tool mit der traditionellen Kopfbedeckung trotz einer Skizze der Fotografen offenbar nichts anfangen konnte, verpasste sie dem Vogel eine Art Krone aus Obst. Für Jan Reiff fast schon Surrealismus. Tatsächlich kann der Nutzer auch auf die Stile bekannter Künstler zurückgreifen: Warum nicht einmal den Schwarzwald so zeigen, wie ihn der US-amerikanische Regisseur Tim Burton oder der spanische Maler Pablo Picasso darstellen würde? Ist das jetzt eigentlich noch Kunst – oder ihr Ende? Beide Fotografen wollen die neue Technik nicht verteufeln. Die Tools helfen etwa, Konzepte für Shootings zu entwickeln. Der Fotograf wird dadurch nicht ersetzt. „Am Ende kommt es auf deine eigene Idee an“, sagt Andreas Böhler. Seine Kamera hat er jedenfalls weiterhin dabei, wenn er in der Heimat unterwegs ist. 

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