Hegefire im Schwarzwald – Wandern & Mikroabenteuer

Wander-Influencer Simon Hegewald alias Hegefire
aus Karlsruhe macht auf Instagram Lust auf Mikroabenteuer vor der Haustür – der Schwarzwald hat es ihm besonders angetan …

Text: Jana Zahner · Fotos: Jigal Fichtner

Ist er das? Flüstert die Wanderin bass erstaunt und blickt dem jungen Mann hinterher. Gemeint ist Simon
Hegewald alias Hegefire. Der springt gerade entlang der Gertelbachwasserfälle von Fels zu Fels und filmt dabei sich und die Umgebung mit dem Handy. Regelmäßig teilt der Beamte aus Karlsruhe auf Instagram Ausflugstipps. Dass er als Wander-Influencer seine 367 000 Follower erfolgreich zur Nachahmung inspiriert, beweist die junge Frau, die extra aus dem bayerischen Aschaffenburg nach Bühlertal gefahren ist. „Ich bin nur seinetwegen hier“, sagt sie. So ein Zufall, #heimat auch! Für Plausch und Fotoshooting haben wir uns mit den Gertelbachwasserfällen einen von Simons Lieblingsorten im Schwarzwald ausgesucht, die er auch in seinem Buch Entdecke, wo du lebst empfiehlt. Simon will für Mikroabenteuer vor der Haustür begeistern. Wo der 37-Jährige hinwandert, da folgt man ihm. Wir gehen mal ein Stück mit ...

Früher galt Wandern als Seniorensport. Oder, wie früher bei den Hegewalds, als Sonntagsprogramm für Familien. „Als Teenager hatte ich irgendwann keine Lust mehr darauf“, erinnert sich Simon an seine Jugend in der Sächsischen Schweiz. Er zog weg, später kam Corona. „2020 habe ich im Elbsandsteingebirge wieder mit dem Wandern angefangen und gemerkt, wie gut es mir tut“, erzählt er. „Das Schöne ist: Man bekommt auf den Touren immer mehr Energie zurück, als man eingesetzt hat.“ Zurück in der Wahlheimat Karlsruhe fing er als Hegefire an, kurze Videos zu besonderen Spots auf Social Media zu teilen und andere mit seiner Wanderlust anzustecken. Den Schwarzwald vor seiner Haustür hat Simon anfänglich über Roadtrips erkundet, Reiseprospekte gewälzt, in Wandergruppen auf Facebook recherchiert und seine Social-Media-Algorithmen auf das Thema trainiert – alles, um die beeindruckendsten Aussichten oder die charmantesten Dörfer in der Region zu finden.

Aber ist das als Neigschmeckter, der sich seine Ortskenntnis erst erarbeiten muss, überhaupt so einfach? Simon hat schon an vielen Ecken in Deutschland gelebt und meint: Es lohnt sich, die ganz unterschiedlichen Regionen wie ein Tourist zu entdecken. „So fallen einem Besonderheiten auf, die für Einheimische komplett selbstverständlich geworden sind“, sagt er. Die schönen alten Mühlen im Schwarzwald zum Beispiel, die anderswo in der Bundesrepublik schon lange verschwunden sind. „Die werden hier noch immer von kleinen Vereinen und Menschen, die sich für die Gebäude verantwortlich fühlen, gepflegt.“ Besonders gut kann man das im Achertal erleben, findet Simon, einem seiner Lieblingstäler im Schwarzwald. Den Mühlenweg in Ottenhöfen hat er seinen Followern aus ganz Deutschland schon öfter ans Herz gelegt – schließlich gibt es hier auch Schnapsbrunnen, die rein auf Vertrauensbasis Wanderer mit Getränken versorgen. „Das ist eine Sache, die es in diesem Umfang nur hier im Schwarzwald gibt“, sagt Simon.

Alles fließt

Bekanntlich fließt im Black Forest nicht nur Schnaps in Strömen. Auch für die Wasserfälle wirbt Simon auf Instagram. „Die finde ich gerade im Nordschwarzwald wirklich einzigartig – es gibt oft nicht nur eine einzelne große Kaskade, zu der alle hinlaufen und die manchmal sogar künstlich angelegt ist, sondern man kann an vielen Wegen stundenlang an Wasserfällen entlangwandern, die Stufen hoch, an moosbewachsenen Felsen entlang.“ Neben den Gertelbachwasserfällen bei Bühlertal geht das zum Beispiel auch bei den Allerheiligen-Wasserfällen bei Oppenau, die Simon ebenfalls gern in Reels zeigt. Oben beim Gertelbach gibt es als Belohnung für den Aufstieg die Aussicht vom Wiedenfelsen, bei den Allerheiligen die mystische Klosterruine. Simon hat überhaupt ein Faible für sagenhafte Orte – neben dem Wandern ist Fantasyliteratur seine große Leidenschaft. „Gerade Kinder kann man mit etwas Fantasie toll für das Wandern begeistern.“ Märchenhafte Wälder, in denen Trolle und Wichtel zu leben scheinen, gibt es im Schwarzwald ja genug. Simon hat für seine Follower eine Karte erstellt, welche Orte in Deutschland ihn an Schauplätze aus „Der Herr der Ringe“ von Tolkien erinnern. Mit dabei: Der Burgbachwasserfall bei Bad Rippoldsau-Schapbach, einer der höchsten frei fallenden, natürlichen Wasserfälle in Baden-Württemberg. Steinstufen führen durch den Wald zur 32 Meter hohen Kaskade. „Da sieht es für mich wirklich aus wie in einer Elbenwelt.“

Und das auch ohne stundenlange digitale Bearbeitung. Die richtige Lichtstimmung ist Simon beim Filmen viel wichtiger. Kaum Filter, stimmungsvolle Schnittbilder der Umgebung, ein paar Selfies – seine Videos sind schlicht gemacht, trotzdem fühlt man sich als Betrachter mit auf Entdeckungstour genommen. „Ich bin immer stolz, wenn mir die Leute schreiben: Den Ort, den du in deinem Video zeigst – den kannte ich noch gar nicht, obwohl ich seit Jahren in der Region lebe.“ Andere Influencer haben ihren Durchbruch mit ein, zwei viralen Videos, bei ihm seien die Followerzahlen über die Jahre stetig angewachsen, erzählt Simon. Mittlerweile gibt er auch auf dem SWR-Instagram-Kanal Outdoorliebe Ausflugstipps und hat einen Podcast mit Christine Thürmer. In Läuft bei uns spricht der Experte für Mikroabenteuer und Tagesausflüge mit der 58-jährigen Langstreckenwanderin über wunde Füße und Glücksmomente auf ihren Wegen.

Ab 16 Uhr hat man die Aussicht für sich

Hegefire ist heute nicht nur in der Karlsruher Umgebung, sondern in ganz Deutschland und Europa unterwegs. In den Schwarzwald zieht es ihn immer noch. „Meine Liste der Orte, die ich noch besuchen will, wird nicht kürzer, sondern länger.“ Oft wollen seine Follower wissen, wieso die Plätze, die er zeigt, so schön sind – und trotzdem nicht überlaufen. „Ich wandere unter der Woche oft nach Feierabend – und von
16 Uhr an sind die meisten Wanderparkplätze leer.“ Wer die schöne Natur vor der Haustür hat, der braucht sich eben nicht auf das Wochenende zu beschränken – noch ein Argument, sich von Simons „Entdecke, wo du lebst“-Philosophie inspirieren zu lassen. „Man muss nicht auf den Jahresurlaub warten – man kann auch auf Kurztrips oder im Alltag Erlebnisse schaffen.“ Das hat schon den ein oder anderen Wandermuffel bekehrt. Wenn Leute dank ihm Lust bekommen, rauszugehen, ist das für den Wander-Influencer, der auf seinem Kanal auch für Outdoor-Ausrüstung wirbt, die schönste Bestätigung. Weil der 37-Jährige Touren mehrfach wandert, trifft er immer wieder Follower im wahren Leben. So auch am Tag des #heimat-Fotoshootings an den Gertelbachwasserfällen. Nach der Wanderin aus Aschaffenburg läuft eine ältere Dame vorbei, dreht sich um und ruft Simon nach: „Danke für den tollen Content.“

Brennt ihr für das Wandern?

Hegefire findet Ihr auf TikTok, Youtube, Instagram und auf Podcast-Plattformen.

 

#heimat Schwarzwald Ausgabe 50 (3/2025)

2025 ist #heimat 10 Jahre alt geworden – und jetzt folgt die 50. Ausgabe! 
Es gibt noch mehr Gründe, den Schwarzwald zu feiern: Wir leben in einem Wanderparadies, um das uns die Welt beneidet. Ausgetretene Pfade? Gibt’s nicht. Unser Autor Pascal hat im Nördlichen Schwarzwald ordentlich Strecke gemacht und den Ostweg für Euch erkundet. Ein Geheimtipp für Fernwanderer. Zu sportlich? Dann lasst Euch von Wander-Influencer Hegefire für Microabenteuer in der #heimat begeistern, die im Herbst einfach Lust auf Draußen machen.

Energie dafür liefern leckere Kartoffelgerichte, Brot und Kuchen aus dem Backhäuschen und Cocktails aus selbst gesammelten Zutaten. Ihr liebt es, die Rezepte aus unserem Magazin nachzukochen, bräuchtet aber ein paar Tipps für noch mehr Spaß in der Küche? Wir zeigen Euch, wo Ihr im Schwarzwald richtig tolle Kochkurse machen könnt.

Außerdem waren wir bei der Verleihung des Kuckuck-Awards dabei. Danke an alle, die für ihre Genusshelden abgestimmt haben! Wir freuen uns darauf, Gastgebern, Köchen und anderen Genusshandwerkern noch viele Ausgaben weiter eine Bühne zu bieten. Seid dabei!

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