In der Speisekarte finden sich neben saisonalen Gerichten mit Zitrone, Oliven, Holunder und grünem Spargel auch deftige Klassiker wie der Zwiebelrostbraten und eine kleine, aber feine Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten. Kurzentschlossene wählen das Vier-Gang-Menü „Es wird Sommer“ für 59 Euro. Die mediterranen Einflüsse könnten von den gastronomischen Zwischenstopps in Lech und Ascona inspiriert sein. In der Karte stehen Informationen zur Qualität und Herkunft der Lebensmittel und Getränke, darunter auch solche von Bioqualität. Im Sinne der Nachhaltigkeit legt man hier besonders Wert darauf, Lebensmittel unverpackt und unverarbeitet zu beziehen. Von Dienstag bis Freitag stehen zwei Tagesgerichte zur Auswahl, auch to go. Die Wartezeit bis zur Vorspeise überbrücken wir mit einem leckeren Gruß aus der Küche: einer Auswahl von Baguette, Weiß- und Schwarzbrot, dazu Kräuterquark und sensationeller Griebenschmalz mit Speck.
Und zack! Schon kommt mein Highlight des Abends, wie ich entdecke: das asiatische Linsencurry (16 Euro), aufgeführt als Zwischengang, von mir bestellt als Vorspeise. Und die liefert mir so eine einmalige Kombination aus typisch asiatischen Zutaten und Aromen wie Sprossen und Koriander mit glasig gebratenen Riesengarnelen und einem karamellisierten Ziegenfrischkäse. Zugegeben, rein farblich ist das eher etwas gewöhnungsbedürftig, und jede einzelne Zutat kann vermutlich auch nur ein Tim Mälzer aka Mr. Kitchen Impossible herausschmecken – bei mir aber zündet die Geschmacksexplosion all der Aromen dafür umso mehr. Bombe!
Die zweite Vorspeise, die halbe Portion eines vegetarischen Hauptgerichts, kann geschmacklich leider nicht mithalten. Urtomaten, apulische Burrata und Basilikum (15 Euro) oder einfach ausgedrückt: ein besserer Tomaten-Mozzarella-Salat mit bunten Tomaten – und leider wenig Eigengeschmack, obwohl Tomaten ja gerade Hochsaison haben.
Bei den Hauptgerichten gefällt uns besonders, dass man auch halbe Portionen bestellen kann und so Platz für mehrere Gänge schafft. Mein bretonischer Steinbutt – auch Diamant der Meere genannt – wurde mit Pfifferlingsrisotto und grünem Spargel (39 Euro) serviert. Außen kross und innen herrlich glasig. Das weiße, magere Fleisch ist frei von Gräten, schön buttrig und ausgesprochen bissfest. Der leicht nussige Geschmack macht den Steinbutt unverkennbar, hier braucht es nicht viel Tamtam. Das Pfifferlingrisotto mit ausgewählten kleinen Pfifferlingen ist für mich persönlich einen Hauch zu weinlastig. Der Spargel, saftig grün und wunderbar knackig, ist auch bei diesem Hauptgericht wieder dabei. Sowohl optisch als auch geschmacklich rundet der Tomatenschaum das Gericht ab – eine gelungene Kombination.
Die Schweinemedaillons, ein Grüner-Baum-Klassiker, wurden mit handgeschabten Spätzle und Pfifferlingen serviert (24 Euro). Bei den Spätzle war eindeutig ein Profi am Werk – so gleichmäßig, wie die geschabt waren, muss das – wenn nicht ein Schwabe – ein absoluter Freund der Schwarzwälder Küche gewesen sein. Das Fleisch war zart, saftig und innen schön rosa gebraten. Das Filet wurde ganz klar am Stück zubereitet. Lecker! Pappsatt von den großzügigen Portionen, nehmen wir nur noch ein Dessert mit ins große Finale. Die Entscheidung fällt gegen die Tagesempfehlung (Birnentarte mit Vanilleeis) auf den Café Gourmand mit drei kleinen Süßigkeiten (9,50 Euro). Hier war der Überraschungseffekt ein krönender Abschluss. Himbeereis, Crème Brûlée und weiße Mousse mit Erdbeeren. Dazu versteckt sich ein Versucherli von der Tagesempfehlung auf unserem Teller. Fazit: Wir kommen wieder!