Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt?

Rinderrouladen, Trüffel-Tagliatelle, anfermentiertes Rotkraut: Egal, welche Köstlichkeiten unser Kolumnist seiner kleinen Tochter auch serviert – in den allermeisten Fällen bekommt er nur ein vernichtendes „Ih, bäh!" zurück. Stellt sich die Frage: Was soll man bei so viel kulinarischer Ignoranz bloß tun? 

Text: Stephan Fuhrer

Hipp oder Hipster? Diese Frage habe ich an dieser Stelle bereits vor einigen Jahren gestellt – alte #heimat-Recken werden sich vielleicht noch erinnern. Seinerzeit habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich meine Erstgeborene von Anfang an auf den richtigen Genießerpfad bringen könnte. Jakobsmuscheln mit Lachskaviar auf mit Olivenöl benetzten Einkorntalern (für die Säuglingsfelge) waren da so eine Idee für den sanften Einstieg nach der Muttermilch. Und wie sieht es nun einige Jahre später aus? Ganz ehrlich: ziemlich schlimm! Heute bin ich froh, wenn Madamchen beim Essen mal nicht nach der Ketchup-Flasche schreit …

Da können die Rinderrouladen noch so zart, die vom Alba-Trüffel geküssten Tagliatelle handgeschnitten oder das Rotkraut für den extra Geschmackskick anfermentiert sein: Von der Prinzessin bekommt der Papa in den meisten Fällen lediglich ein vernichtendes „Ih, bäh!“ an den Knopf geknallt. Das schmerzt. Und es bleibt die Frage: Was kann man am Ende gegen so viel kulinarische Ignoranz überhaupt noch machen? Vielleicht fangen wir ja mal andersrum an. Also, was schmeckt dem Kind überhaupt? Nudeln mit Tomatensauce – sofern keine Tomate auf dem Teller zu erkennen ist. Okay. Pfannkuchen. Schupfnudeln mit Sauerkraut (immerhin vitamintechnisch ein bisschen Vorbeugung gegen Skorbut), Pommes und Maultäschle mit Kartoffelsalat. Letzterer muss aber zwingend von der einen und nicht von der anderen Oma kommen. Ich bin ja schließlich nicht der Einzige, der von unserem Sonnenschein sein Fett abbekommt.

Früher hieß es mal: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Oder besser noch: „Wenn du den Teller nicht leer isst, gibt’s morgen schlechtes Wetter.“ Diese Drohung zieht schon lange nicht mehr. Denn wenn’s draußen regnet, gibt’s ja immer noch das iPad. Viel logischer wäre: „Wenn du nicht aufisst, gibt’s morgen den gleichen Scheiß noch mal!“ Aber ob dieser Ansatz für den Familienfrieden wirklich zielführend wäre … Also lese ich mal wieder Ratgeberliteratur und lerne: Wenn Möhren wie Pommes geschnitten sind, würden selbst die Kleinsten danach greifen. Demnach könnte ich die Rouladen ja auch im Stile eines gefüllten Pfannkuchens anbraten? Da glaubt doch wohl hoffentlich keiner ernsthaft dran, oder? Ein Tipp an anderer Stelle klingt da schon plausibler: „Einfach machen lassen“, meint eine Ernährungsexpertin. Das ändere sich auch irgendwann wieder. Nun gut. Bis dahin muss ich meine Küchenkunst eben einfach alleine schmausen. Je mehr ich darüber nachdenke – eigentlich gibt’s Schlimmeres …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 27 (4/2021)

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