Große Maschen, große Fische
Mit dem Netz ist Theo heute auch erfolgreich – und das trotz der sehr großen Maschenweite von 80 Millimetern. Dicke Brassen sind drin, einige sehr schöne Döbel, aber kein Hecht. „Für mich sind das alles Edelfische“, sagt Theo. „Eine wild gefangene Brasse ist mir lieber als ein Fisch aus der Zucht. Schade, dass wir Deutschen mit Gräten so ein Problem haben, da könnten wir von den Russen viel lernen.“
Nach einer Stunde liegen locker 30 Kilogramm und damit genug für die Fischerstube im Boot. „Die großen Maschen reichen“, sagt Theo. „Wir würden mit engmaschigeren Netzen natürlich mehr fangen. Viele leckere Barsche zum Beispiel. Aber das wäre nicht nachhaltig und wir wollen unsere Lebensgrundlage nicht gefährden.“ Wenn es auf Wels geht, nehmen die Maurers noch weitere Maschen. 120 Millimeter. Damit hat Theo neulich einen Brocken mit 48 Kilogramm auf die Schuppen gelegt. „Die Welse werden immer größer“, sagt er. „Die Angler ziehen regelmäßig Fische mit über einem Meter an Land.“
Nach einer knappen Stunde sind alle Fische versorgt, das Netz liegt im Korb und das Boot mit seinem merkwürdigen Heck ist wieder sauber. Die außergewöhnliche Form von Theos in Rastatt gebautem Dreibord (Drübord auf badisch, Trebor, sagen die Elsässer) ist indes keine Absicht. „Karambolage“, sagt er. „Ich habe es abschneiden müssen, damit es wieder dicht ist und schwimmt.“ Außerdem wird es immer schwieriger, Bootsbauer für die traditionellen Kähne der Rheinfischer zu finden.
Jetzt aber auf zur Fischerstube! Theo macht sich daran, die Fische zu schuppen, zu filetieren und die Filets feinsäuberlich alle fünf Millimeter einzuschneiden. So läuft später der Bierteig perfekt in die Spalten und die Gräten der Brasse verlieren ihren Schrecken. Die Döbelfilets schneidet Theo zu feinen Streifen, auch eine gute Art, um das leckere Fleisch der grätenreichen Fische zu genießen. Alternativ: braten und sauer einlegen. Wie Brathering. Nur besser! Uns läuft schon das Wasser im Mund zusammen.
Wie gut, dass jetzt die Frauen übernehmen. Theos Frau Priska hilft ihrer Schwägerin Claudia heute in der Küche, nachher wird sie sich um den Service in der Fischerstube kümmern. Dank der Wirtschaft – und dank der Kochkunst ihrer Frauen – müssen die Maurers ihren Rohfisch nämlich nicht verkaufen, sondern können ihn gleich veredeln. Und das ist im Grunde das Geheimnis, warum Theo und Reinhard ihre mehr als 400 Jahre währende Familientradition fortführen können …
Die Fischerstube in Rheinhausen ist abends ab 17 Uhr geöffnet, allerdings nur donnerstags, freitags und samstags. Verarbeitet und serviert wird der Fang des Tages: Rheinhecht, Barsch, Zander und Weißfisch aus dem Althrein. Dazu stehen immer mal wieder Felchen auf der Speisekarte, die von befreundeten Fischern am Bodensee gefangen werden. Wer partout keinen Fisch mag: Es gibt auch Salat (immer), eine Kürbissuppe (derzeit) oder ein Schnitzel.