Dom – Grill Kitchen Bar in Karlsruhe

Das Dom soll ein geradezu himmlischer Ort sein – schließlich war das Restaurant früher eine Kirche. Aber stimmt es auch?

Text: Ulf Tietge

Der Gott der Autofahrer meint es nur so semigut mit uns. Um den Abend im Dom beständig in Erinnerung zu behalten, gibt es bei der Anreise schon mal ein Foto, dafür aber sind wir ratzfatz vor Ort. Nur ein paar Meter vom Hirschhof hat es ein Parkhaus und so stehen wir etwas vor der Zeit schon vor der Tür – und freuen uns aufs Abendmahl.

Fleisch vom Kultmetzger

Erster Eindruck: Wow! Zur Rechten erstreckt sich eine Bar an der Seitenwand des Hauptschiffs entlang, wie man in Kirchen den großen Raum vor dem Altar doch nennt, oder? Der Altar selber hat derweil einem Dry-Ager Platz gemacht, in dem zwei schöne Stücke Rinderrücken an Schnüren ihrem perfekten Reifegrad entgegenbaumeln. Vielversprechend, würde ich sagen! Und gut besucht von Menschen, die offenbar gleichermaßen an gutem Essen wie an guter Kleidung interessiert sind. Schon ein bisschen schicker, sehr urban, sehr instagrammable. Hier kann man es aushalten, wenn man nicht gerade auf Familienrestaurants steht, in die man auch mit Schlappen schlappen würde.

Unser Tisch ist hinten. Die alte Krypta? Nein, die wäre unterirdisch und beherbergt heute Toiletten und eine Art Taufbecken zum Händewaschen. Der Gastraum hinterm Altar dürfte eher die Sakristei sein, aber so ganz sicher sind wir uns da nicht. Jetzt aber zum Abendmahl! Die Karte kommt, der Service ist Weltklasse, die Begrüßung superherzlich und kompetent. Alkoholfreier Aperitif? Aber gern!

Wir nutzen die paar Minuten bis zum Martini-Tonic und dem Hugo ohne Sprit, um uns von der Karte bezaubern zu lassen. Die besten Onions ever oder was aus der Dose, also Jahrgangssardinen? Ta-ta-Tataaar, Smashing Pumpkin für 11,50 oder doch den Pump King für 24 Euro? Nee, wir lassen die Kürbis-Suppe wie den Kürbis mit Steinpilzravioli links liegen, werden auch bei den Burgern nicht schwach, auch wenn die gut aussehen. Stattdessen folgen wir der Empfehlung unserer sehr charmanten Gastgeberin: Kartoffelschaum auf Blattspinat mit Jakobsmuschel und die Crème Brûlée aus Parmesan als Vorspeise. Zwiebelringe als Zwischengang zum Teilen, dann die Trüffelnudeln von der Tageskarte und das Signature: 300 Gramm alte Wutz von Karlsruhes Kultmetzger Brath, dazu Sauce Bearnaise und Grillgemüse. 46,50 Euro. Alles andere als ein Schnäppchen, aber Freitag ist ja auch nur einmal in der Woche.

Die perfekte Jakobsmuschel

Und es geht gut los. Aufs Hausbrot mit umbrischem Olivenöl folgt ein fantastischer fluffig-aromatischer Kartoffelschaum. Ich könnt’ mich reinlegen, halt mich aber zurück, knabbere genüsslich an meiner perfekt mit viel Butteraroma gebratenen Jakobsmuschel (noch glasig, also perfekt) und ramme zwischendurch meine Gabel in die Parmesan-Creme meines Gegenübers. Geile Kombi! Kräftiger Parmesan, eingekochte Zwiebeln mit leichter Kirschnote: auch gut, aber kühl, und damit nicht ganz so perfekt wie der Kartoffelschaum.

Nicht schlimm, weiter geht’s. Und wieder sehr gut! Die Zwiebelringe machen ihrem großen Namen alle Ehre, auch wenn ein bisschen weniger Salz auch nicht schlecht gewesen wäre. Das aber macht der aufgespritzte Buttermilch-Dip wieder weg und so langsam sind wir der Meinung, künftig auch gern wieder öfter in die Kirche gehen zu wollen.

Die Kunst des Salzens

Muss etwas blasphemisch gewesen sein, dieser Gedanke – denn ab jetzt geht’s kulinarisch leider bergab. Die Trüffelnudeln im Hauptgang entsprechen leider gar nicht den zehn Geboten der großen Küchenkunst. Ziemlich fad, von einer nichtssagenden Bouillon umspült, nicht einmal schön angerichtet. Schade. 

Die alte Wutz ist dagegen große Klasse, aber was den Nudeln an Salz im Wasser fehlte, hat das Grillgemüse abbekommen. Die Sauce Bearnaise wiederum ist zwar schön aufgeschäumt, vielleicht auch selbstgemacht, aber eiskalt. Warum? Keine Ahnung, denn unsere Gastgeberin ist zwischenzeitlich abgelöst worden und genießt hoffentlich ihren Feierabend, konnte aber leider nicht gleichwertig ersetzt werden. 

Beim Dessert gibt es auch keinen großen Grund mehr für ein Halleluja, der Espresso ist durchschnittlich, und so endet ein Abend zu zweit für knapp 140 Euro (kein Wein, nur Wasser) leider etwas sehr weltlich. Vielleicht hätten wir mit dem Upside-Down-Tiramisu einen besseren Abschluss erlebt, vielleicht auch mit dem Zitronensorbet, aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Und so bleibt die Erkenntnis: viel öfter als ein-, zweimal gehen wir wohl auch künftig nicht in die Kirche.

Dom – Grill Kitchen Bar

www.dom-grill.com
Telefon: 07 21 / 90 99 00 90
Adresse: Hirschstraße 5, Karlsruhe
Geöffnet: Di–Do 12–14.30, 18–23 Uhr, Fr 12–14.30, 18-01, Sa 18-01 Uhr
Passend zum Fleisch, der Wein: Rotweine von Huber und Keller stehen auf der Karte.

3,8 von 5 Sternen für das Restaurant Dom – Grill Kitchen Bar

Wie es unserem Autor und Restauranttester Ulf Tietge in Karlsruhe geschmeckt hat? So sieht seine Bewertung im Detail aus:

Geschmack

Wie hat das Essen geschmeckt?

Preiswürdigkeit

Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis?

Speisekarte

Wie ist die Auswahl der Speisen?

Getränkekarte

Wie ist die Auswahl der Getränke?

Innovationsgrad

Gab es Neues oder Überraschendes?

Ökologie

Wie viel Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt?

Besonderheit

Wie einzigartig ist das Essen und/oder die Location?

Ambiente & Aufenthaltsqualität

Sitzkomfort, Stimmung, Licht, Dekoration, Sauberkeit, Toiletten?

Service

Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft?

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