Um Ende November freiwillig für ein paar Tage den schönen Schwarzwald gegen original Hamburger Schietwetter zu tauschen, muss es schon einen guten Grund geben. Die Verleihung des Deutschen Kochbuchpreises gehört auf jeden Fall dazu – erst recht, wenn man das erste Mal nominiert ist …
Der Deutsche Kochbuchpreis wird in verschiedenen Kategorien verliehen, in denen aus den mehr als 2000 Büchern, die jedes Jahr erscheinen, je fünf besonders gelungene Werke ausgewählt werden. Mit dabei ist die Crème de la Crème der Szene: Stevan Paul und Maria Groß, Yotam Ottolenghi und Eckart Witzigmann, Steffen Henssler und Roland Trettl.
Starke Konkurrenz
Organisiert wird der Wettbewerb von Kaisergranat, einer Web-Plattform, die seit Jahren unabhängig und frei von finanziellen Interessen Kochbücher bewertet. Deren Mastermind Benjamin Cordes entscheidet aber nicht allein, welches die besten Kochbücher einesJahres sind – sondern hat dafür eine Jury zusammengestellt. Mit dabei: Köche wie Lars Middendorf oder Nils Jorra, Food und Fachjournalisten, Podcaster, Gastrokritiker, Sommeliers, Buchhändler und Fotografen. Jedes Buch wird von drei Juroren bewertet, deren Stimmen addieren sich zu einer Note und die entscheidet am Ende über die Platzierung.
Platz 4 fürs Backbuch
Der Schwarzwald ist 2021 mit gleich zwei Werken im Rennen: mit Bar & Kitchen von Wilfried Schöllmann und dem Heimat-Backbuch Schwarzwald Reloaded 3 von Lisa Rudiger und Herausgeber Ulf Tietge. Die Juroren sind von beiden Büchern sehr angetan. „Traditionen werden aufgegriffen und modern übersetzt in Rezepte für das ganze Jahr: Von Ostern bis Weihnachten ist alles dabei“, schreibt Foodlab-Gründerin Christin Siegemund: „Ein Muss für Schwarzwald- Fans, die sich den Urlaub nach Hause holen möchten.“ Ähnlich sieht es Konditor Jens Lund: „Ein Süßspeisenbuch, das viele Klassiker aus dem Schwarzwald zeigt – aber auch aktuelle Trends in den Schwarzwald-Dialekt übersetzt. Die Rezepte sind stimmig, nachvollziehbar und gut nachzubacken.“ Die Buchhändlerin Tina Olufs sieht das Heimat-Backbuch wegen seiner opulenten Fotografie zwar kritischer – findet aber: „Das Buch enthält viele normale Rezepte, die mit wenigen Zutaten leicht zu backen und dann noch lecker sind. Das gefällt mir!“
Noch besser schneidet Bar & Kitchen ab, das Pandemie-Projekt des Offenburger Gastronomen Willi Schöllmann, für das er sein Leben in einen monumentalen Wälzer hat einfließen lassen. Stylische Fotografie von Stefan Armbruster, starke Texte von Nils Wrage, Chefredakteur von Mixology, ein Vorwort von Stefan Strumbel: Die Jury ist begeistert! „Dieses Buch macht Lust, sich sofort ins Auto zu setzen und in Schoellmanns Bar einen Abend zu verbringen“, schreibt Juror Hendrik Thoma, dessen Bewertung von Matthias Sievert noch getoppt wird: „Ich habe herzlich gelacht! Toller Schreibstil, der mir sehr gut gefällt. Mit diesem Buch kann man genau das für zu Hause zelebrieren, für das ein toller Barmann steht: einen unvergesslichen Abend. Einfach, präzise und gut aufbereitet. Tolle Fotos, gute Emotionen.“