Die fünf besten Fernwanderwege im Schwarzwald

Der Schwarzwald bietet 23 Fernwanderwege, darunter Klassiker wie den Westweg und Unbekanntes wie den Albsteig. Wir stellen die fünf Besten mal vor

Text: Pascal Cames

Wir sind dann mal fernweg … Frei nach Santiago-Pilger Hape Kerkeling wartet nicht nur hinter den Pyrenäen das große Abenteuer zu Fuß, sondern auch im heimischen Schwarzwald. Seit den Gründertagen des Schwarzwaldvereins im späten 19. Jahrhunderts juckt die Badener und Schwaben die Ferne daheim. Es wurden Vereine gegründet, Wege angelegt, Sitzbänke installiert, Pavillons gebaut, Quellen gefasst und Aussichtsstellen mit der Axt freigehauen. Freie Sicht. Und freie Wege! Der grandiose erste Höhepunkt des Aktionismus war der Westweg, der seit 1900 von Nord nach Süd die schwarzen Wälder quert. Er ist definitiv Königsklasse. 13 Etappen sind zu bewältigen, darunter die von Hausach über den Farrenkopf auf die Wilhelmshöhe. 21 Kilometer und über 700 Höhenmeter sind die Challenge auf Etappe sieben. Erholung? Aber ja, wer das bewältigt, fühlt sich abends glücklich und am nächsten Tag auch. Warum? Zum einen ist das mal nicht alltäglich (aha, wie Urlaub!) und zum anderen kriegt man die schönste Landschaft frei Haus, die Deutschland zu bieten hat. Und was für schöne Aussichten es hat!

Schöner wandern

Eine Landschaft wie vom Himmel gefallen, das ist der Schwarzwald! Da auf den fast 300 Kilometern noch viele solcher wunderbaren Orte und Ausgucke sind (die Zahl geht ins Dreistellige), sind alle paar Kilometer neue Glücksgefühle programmiert. „Aber“, so fragt der Zeitgenosse, „ich habe ja gar nicht so viel Zeit?“. Tatsächlich kann oder mag nicht jeder gleich zwei Wochen seine Wanderlust ausleben. Aber so könnte es gehen: Wir gehen in Etappen, machen an Ostern zwei, an Pfingsten drei und in den Herbstferien noch mal fünf. Der Rest dann nächstes Jahr. Manche Wanderer nehmen für jede Etappe wieder neue Mitwanderer mit … auch clever (beide Strategien sind natürlich auch für alle anderen Fernwanderwege brauchbar).

Wer jemals den Westweg abgewandert ist, weiß, dass es nicht den einen Schwarzwald gibt. Es gibt viele – dunkle, lichte, enge, weite, steinige, felsige, typische und solche Landschaften, die man in Skandinavien vermuten würde. Und das ist selbstredend auch auf anderen Fernwegen zu sehen. So wie zum Beispiel auf dem Schliffkopf, dem Ziel der Murgleiter. Hier hat es krüpplige Kiefern, dürre Birken, seltsame Sträucher und Büsche, Flechten – und wenn schon keine Elche, dann wenigstens Hirsche.

Fremde Landschaften

Dieser Fernweg startet gemütlich in Gaggenau an der Murg und führt den Buckel hoch bis auf über 1000 Meter. Kurios ist, dass es durch die S-Bahn sehr viele Einstiegs- und Ausstiegsmöglichkeiten hat (ganz Nordbaden ist sozussagen an die Murgleiter angeschlossen). Auch schön: Wer eventuelle Gewichtsverluste nahtlos ausgleichen will – und zwar in Deluxe-Qualität – stiefelt einfach weiter bis Baiersbronn, zu Deutschlands Hotspot der Sternegastronomie. Da auch die Wanderhütten (zum Teil) von Edelgastronomen betrieben werden, kommt der Genießer definitiv auf seine Kosten.

Auf Pfarrers Spuren

Keine Sternegastronomie, dafür viele ordentliche Wirtschaften mit den köstlichsten Forellen der Welt, finden sich im Kinzigtal. Dieses Tal ist quasi die Mitte der Schwarzwälder Welt. Links des Flusses ist Nordschwarzwald und rechts am Kinzigstrand beginnt schon der Südschwarzwald. Ob das die Leute aus Hausach, Haslach oder Zell kratzt? Eher weniger, vor allem weil sie halt Kinzigtäler sind (wer braucht da schon Nord oder Süd?) und weil die Wanderwege auch mal über den Fluss gehen, wie der große Hansjakobweg (es gibt also auch einen kleinen). Dieser Wanderweg führt zu den Originalschauplätzen aus den Büchern des Pfarrers, der privat ein ganz schöner Hallodri mit vier unehelichen Kindern war. Ein Muss für eine Pause ist die Herberge Vogt auf Mühlstein, die noch so ausschaut wie vor 100 Jahren. In der Stube hängen die Porträts der Vorfahren des Wirtspaars und die ehemalige Schwarzküche, wo früher Schnaps gebrannt und Speck geräuchert wurde, ist immer noch rabenschwarz. Auch ein Muss sind übrigens die Drei Schneeballen in Hofstetten, berühmt für ihre Forellen.

Abwechslungsreich wandern

Nördlich von Freiburg beginnt der Zweitälersteig und dieser hat die Leute so begeistert, dass er 2019 zu Deutschlands schönstem Wanderweg gewählt wurde. Hier ist alles im Programm: Wasserfall, Steigungen, tolle Berge, Geotope und Täler wie das Oberprechtal, die schon den Schriftsteller und Forellenangler Ernest Hemingway vor 100 Jahren begeistert haben. Damals standen aber nur halb so viele Bäume im Weg herum. Auch interessant: Wer die Runde geht, kann am Huberfelsen schon ins Schwäbische schauen, auf dem Pfauen ins Kinzigtal und könnte by the way nach Hornberg und nach Württemberg abbiegen. Oder bei den fabelhaften Zweribachwasserfällen einfach den Glocken von St. Märgen folgen. Hochschwarzwald!

Best of Hochschwarzwald

Der Hochschwarzwald wird ganz im Süden mit dem Albsteig gefeiert. Dieser beginnt an der Schweizer Grenze und ist mehr als einmal wildromantisch (Albschlucht, Höllbachwasserfälle, Teufelsküche, Menzenschwander Wasserfälle und so weiter). Sogar ein See, der Albstausee, liegt auf dem Weg. Und dann kommen auch schon bald Herzogenhorn und Feldberg. Fernwanderer erleben hier auf Schritt und Tritt die feinste Best-of-Tour durch den Hochschwarzwald. Es gibt sie sogar in zwei Varianten, lässig oder sportlich. Klar: Fernwandern muss nicht immer eine Challenge sein …

Von Nord nach Süd, von West nach Ost lässt sich der Schwarzwald durchwandern. Das längste Wandervergnügen bietet der Westweg durch den ganzen Schwarzwald. Die kürzeren Mehrtagestouren sind oft an ein Thema gebunden wie der Hansjakobweg oder an eine Landschaft wie das Wiiwegli (Weinweg) in Südbaden oder der Renchtalsteig, der einmal rund ums Renchtal führt. Häufig werden Fernwege nicht am Stück abgewandert, sondern als Projekt übers Jahr hinweg. Der ÖPNV macht’s möglich, dass man immer wieder in die Tour „einsteigen“ kann.

www.fernwanderwege-schwarzwald.info

#heimat Schwarzwald Ausgabe 26 (3/2021)

Nackte Mofarocker und lauter süße Früchtchen: In der neuen Ausgabe von #heimat Schwarzwald gibt es wieder einiges zu gucken. Der Schwarzwald hat eben mehr zu bieten als Bollenhut und Bibeleskäs… aber das wisst ihr ja! Dennoch: die neue Ausgabe ist wirklich ’was Besonderes!

 

Mehr über die Mofarocker und ihr Männer-Yoga in der neuen Ausgabe von #heimat Schwarzwald. Ab dem 6. Mai wieder überall am Kiosk – oder als Abo bei uns im Shop.

Weitere tolle Artikel aus der #heimat

Aktuelles

Vesperplatte für Andy Warhol

Kulinarische Erfolgsrezepte von Aenne Burda
Menschen

Badisch by nature

Rapper, Schauspieler, Comedian: Cossus Leben ist mindestens so bunt wie sein Hemd. Sein Kinzigtäler Dialekt-Gebabbel avanciert gerade online zum Kult
Bier statt Tanzen

Deutschlands jüngste Brauereichefin

Bauhöfer hat wieder ein Familienmitglied am Ruder. Katharina Waldhecker ist mit 27 Deutschlands jüngste Brauerei-Chefin – eine mit Broadway-Erfahrung
Karen Heckers

Voll krass getäuscht, Digger!

„Voll, Digga, des glaubschd net!" Unsere Kolumnistin trifft beim Einkaufen auf drei Pubertiere, die eine merkwürdige Mischung aus Badisch, Englisch un...
... Reportagen Die fünf besten Fernwanderwege im Schwarzwald