Wer wird Schneepflug-Meister?

Im April fand die baden-württembergische Schneepflugmeisterschaft statt. Wer aber darf zu den deutschen Meisterschaften?

Text: Sophie Radix · Fotos: Michael Bode

Spannung liegt in der Luft, als der Unimog durch den Parcours dröhnt. Millimeterweise manövriert Fahrer Thomas Klumpp den Kleinlaster zum Hindernis. Die Aufgabe: Er muss mit dem Schaufelaufsatz Styroporscheiben von einem Steinblock schubsen. Vier Stück sind’s – drei müssen fallen. Präzision ist gefragt. Vor allem, wenn man mit einem klobigen Schneepflug arbeitet … Um es noch spannender zu machen, balanciert ein Reifen auf einer Rampe. 

Klingt anspruchsvoll? Soll’s auch sein. Denn nur ein Team kann an diesem strahlenden Frühlingstag in Offenburg baden-württembergischer Schneepflugfahrermeister werden! Thomas Klumpp von der Straßenmeisterei Achern startet für den Ortenaukreis. Gemeinsam mit seinem Beifahrer Simon Lutz geht’s in den Parcours. Der besteht unter anderem aus Rückwärtsfahren, Pylonen-Gassen und eben diesen verflixten Styropor-Scheiben …

Thomas steuert den Unimog unbeeindruckt Richtung Reifen und über Rampen. Ohne Erfahrung ginge das nicht – und die hat er. Seine Liebe für das Lkw-Fahren begann schon früh: „Ich bin quasi im Laster aufgewachsen“, erzählt der 46-Jährige. „Meine Eltern hatten eine Mühle. Ich war von klein auf dabei, wenn wir Mehl ausgeliefert haben.“ Und auch privat sei er viel im Lkw unterwegs. Immer mit dabei: seine Glücksbringerkappe. Straßenwärter im Ortenaukreis ist er seit rund 30 Jahren. Und beim Wettkampf der Schneepflugfahrer wollte er natürlich dabei sein.

Eine Meisterschaft als Training

Aber Moment mal, stopp: Schneepflugfahrermeisterschaft? Im Frühling? Worum geht’s da eigentlich? Der Wettbewerb entstand ursprünglich aus Schulungen der Winterdienstfahrer. Der Parcours simuliert auch schwierige Bedingungen im Verkehr, wie zum Beispiel Straßenverengungen. Die Fahrer müssen dieses Feintuning beherrschen – besonders im Winter. „Straßenwärter brauchen viel Geschick und ein gutes Gespür. Die Meisterschaft soll auch ein Training und vor allem Motivation sein“, erklärt Roland Gäßler, Leiter des Straßenbauamts im Ortenaukreis. Und dafür braucht’s eben auch keinen Schnee: Der Parcours ist auf der asphaltierten Fläche der Straßenmeisterei aufgebaut. 

Sowieso, dieser Schnee. Wenn der jetzt eh nimmer so oft kommt – braucht es da dann noch so viel Können? „Ja, natürlich!“, betont Roland Gäßler. „Die Winter werden ja unberechenbarer!“ Gleichzeitig seien die Fahrer kaum noch Schnee gewöhnt. „Umso wichtiger, dass die Straßenwärter für Sicherheit sorgen, wenn das Wetter überraschend umschlägt“, so der Amtsleiter. 

Auf zur deutschen Meisterschaft!

Es geht aber noch um mehr: um Respekt! Die Fahrer sind bei Wind und Wetter im Einsatz. „Das sind die Allerersten auf der Straße – ohne die geht wirklich nichts. Mit diesem Wettbewerb wollen wir diesen Einsatz honorieren“, sagt Thomas Bucher, Referatsleiter im Landesverkehrsministerium, das den Wettbewerb organisiert. Und das kommt an: „Für uns war sofort klar, dass wir mitmachen“, erzählt Marcel Schiff, Standortleiter der Straßenmeisterei Offenburg. „Es ist auch einfach mal schön, mit den Kollegen zusammenzukommen und sich auszutauschen.“

Aber: Der sportliche Einsatz im Parcours kommt trotzdem nicht zu kurz. Und wer gewinnt? Thomas und Simon werden Zweite. Damit landet der Ortenaukreis gleich hinter Biberach an der Riß. Heißt auch: Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften, die im September in Koblenz stattfinden! Ob die Glücksbringermütze den Ausschlag gegeben hat? Wohl eher die Erfahrung. So oder so: tolle Leistung – Glückwunsch! Wir werden in jedem Fall berichten, wie’s mit unseren Winterhelden weitergeht ...

#heimat Schwarzwald Ausgabe 38 (3/2023)

Freut Euch in dieser #heimat auf Erdbeer-Rezepte, Schwarzwälder Van-Life, eine Boots-Tour im Elsass, ein spannendes Interview mit Frank Elstner und unser Heimatwald-Projekt – zusammen mit weiteren spannenden Menschen und ihren Geschichten. Was hat es zum Beispiel mit dem Schneekönig auf sich – im Mai? Und wer steckt hinter dem Titel Badens Winzer des Jahres? Lest selbst!

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