Texas BBQ mitten in der Ortenau

Kann ein Restaurant noch ein Geheimtipp sein, wenn man für den Samstag Wochen im Voraus reservieren sollte? Wenn viele Gäste für ein Abendessen hier 400 oder 500 Kilometer durch ganz Deutschland reisen? Wenn auf Instagram und Tiktok Tausende Menschen dabei sind, wenn Guller-Wirt Robert Wagner seinen Smoker rauchen lässt oder vor der Kamera Pickled Onions macht? Auf der anderen Seite: Die wenigsten Gäste in Wagners amerikanischem Barbecue-Restaurant kommen aus Lahr. Und noch immer denkt man eher an den Adler in Reichenbach oder an Fegers Grünen Baum, wenn es um die sehr guten Adressen hier in der südlichen Ortenau geht …

BBQ, Pizza, Cheesecake

Man merkt schon: So ganz passt der Guller (Geroldsecker Vorstadt 93, also direkt an der B415) nicht in übliche Kategorien. Es gibt hier keine klassisch badische Küche, es wird im engeren Sinne nicht mal mehr richtig gekocht – dafür aber zelebriert man Texas Barbecue wohl nirgends in Europa mit mehr Hingabe als hier. Und mittendrin: Robert Wagner. Eigentlich Ingenieur mit einem Faible für Rennsport und Motorenentwicklung, gleichzeitig aber ein Lahrer Original: mit den Kanadiern aufgewachsen, im alten Guller als Jugendlicher viel Zeit verbracht, hardcore Eishockey gespielt und verliebt in Nordamerikas Lifestyle. Football und Pick-Ups, Fried Chicken und Cole Slaw, Smoker und Cowboys …

Online ist man sich ziemlich einig: Deutschlands bestes Brisket, die besten Rippchen und dazu großartiges Pulled Pork gibt es hier im Guller. Aber stimmt das auch? Nun, das testen wir doch einfach mal und bestellen wild die Karte rauf und runter. New York Pizza in der BBQ-Beef-Variante als Vorspeise (12,50 Euro), dann das BBQ-Tablett für zwei Personen mit Spare Ribs, Brisket, Pulled Pork, Mac’n’Cheese und diversen Beilagen für 70 Euro. Beim Dessert sind wir uns noch nicht ganz sicher: NY Cheesecake mit Erdbeer-Sauce (6,50 Euro) oder Breadpudding mit Caramel (6 Euro)? Mal gucken, was nachher noch reingeht …

Die Pizza als Starter: sehr gute Wahl! Teig ist top, Belag super aromatisch, der Mozzarella ist echt und kein Analog-Käse … So kann man’s anfangen – auch wenn wir damit echte Sonderlinge sind. Denn um uns herum haut man sich die BBQ-Tabletts rein. Wow! Kein Wunder, dass hinterm Haus gleich zwei riesenhafte Smoker stehen, die früher mal als Propangastanks im industriellen Einsatz gewesen sein dürften. In diesen Monstern große Fleischstücke über Stunden gradgenau zu garen und auf den Punkt fertig zu haben – das ist eine Kunst für sich. Handwerklich superanspruchsvoll und etwas ganz anderes als die Zubereitung im computergesteuerten Dampfgarer!

Das Fleisch für Roberts Brisket kommt aus den USA. Vergleichbare Ware aus deutscher Produktion gibt es einfach nicht, und wie sich das dann im Gaumen anfühlt, dürfen wir jetzt erleben: Unser BBQ-Tablett kommt – und das soll man zu zweit schaffen? Ich kann’s mir nicht vorstellen!

Wer zu spät bestellt …

Das Brisket ist fantastisch. Unglaublich zart, herrliches Raucharoma und sehr saftig dank des geschmolzenen Fettstreifens, der zwischen den beiden Muskelsträngen sitzt. Für uns 100 von 100 Punkten! Der Berg Pulled Pork und die Rippchen stehen dem kaum nach (es sind nur zu wenige!), der Truthahn aus dem Smoker ist ebenfalls perfekt gegart und zusammen mit den hausgemachten Saucen (die Heidelbeer-BBQ-Sauce, halleluja!) wirklich ein Genuss. Bei Cole Slaw und dem Gurkensalat – nun ja – da ist vielleicht noch Luft nach oben, und die handgeschnittenen Pommes dürften beim nächsten Mal gern noch etwas krosser aus der Fritteuse kommen: Aber es gab in der Küche wohl den einen oder anderen Ausfall an diesem Wochenende.

Den größten Fehler aber haben am Ende wir gemacht – denn wir haben das Dessert zu spät bestellt. Breadpudding ist aus und vom superleckeren Cheesecake gibt es nur noch eine Portion …
Nun gut, dann kommen wir wieder!