1971 hatte Wilhelm Rinklin genug von Demeter und dessen Dogma und gründete mit Gleichgesinnten im Wohnzimmer ein neues Label: Bioland. Sohn Friedhelm übernahm 1991 den Betrieb, beendete das Kapitel Landwirtschaft und ist seitdem „nur“ Winzer. Bei ihm ist der Weinberg der Star. „Im Keller sind wir defensiv“, sagt ausgerechnet er, der Weinküfer gelernt hat und alle Tricks und Kniffe kennt.
Konkurrenz im Weinberg
Begleiten wir Friedhelm auf seinen „Buck“ und schauen in die Reben. In jeder zweiten Gasse sprießen Blumen, Kräuter, Pflanzen, die andere Gasse lässt er frei. „Nicht picobello sauber“, lacht er über die kahlen, umgepflügten Gassen, die dafür da sind, dass die Blätter von unten gut durchlüftet werden. Viel Wind bedeutet: trocken und keine Schadpilze. Friedhelm schafft zudem eine künstliche Konkurrenz zwischen Reben und Pflanzen, damit sich die Rebe „anstrengen“ muss und er das beste Ergebnis ernten kann. Das beste Ergebnis heißt: die besten Trauben. Nur damit gibt es leckere, süffige Weine, die den Geschmack der Leute treffen.
Da er kein Glyphosat benutzen darf, sondern nur das im Vergleich schwache Kupfer, muss er öfter spritzen, mehr in den Weinberg und ist dennoch immer auf Messers Schneide. Für seinen „Plan B“
hat er PiWis, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Sollte die Konkurrenz irgendwann einmal mit genveränderten Reben ohne Spritzmittel arbeiten, will er mithalten können. „Soll ich dann der einzige sein, der spritzt?“
Garagenwinzer
Nur ein paar Kilometer weiter steht Daniel Bach (35) auf seiner Parzelle Spätburgunder bei Riegel. Wie der große Rinklin pflanzt auch er rund 40 Gräser, Kräuter und Blumen in die Gassen und wie in Eichstetten sind auch seine Zwischenräume nicht picobello sauber. Lachend berichtet er, wie Kollegen, die ihren Wein herkömmlich machen, jetzt auch ihre Gassen mit Malven, Klee und Hülsenfrüchten bepflanzen und darüber fachsimpeln.
Was denkt er über Bio? Es war ein langer Weg (erst seit 2018 zertifiziert) und es ist Leidenschaft pur. Durch seine Mutter, eine Biobäuerin, wusste er, was ihn erwartet. Für seinen Traum sparte er jeden Cent, arbeitete auf einem Bioweingut in Neuseeland und ging danach volles Risiko mit seiner knapp ein Hektar großen „Weinwerkstatt“ im Breisgau.
Krisenjahr 2016
2016 wurde mit Regen, Kälte und Mehltau zum Debakel für Badens Bio-Winzer. Statt sechs Fässer Spätburgunder lagen nach dem Herbsten nur drei in Daniels Garage in Hecklingen. „Ich kenne mehr Bio-Winzer, die aufgegeben haben, als neu angefangen.“ Wäre er nicht im Hauptberuf Winzermeister im renommierten Weingut Bernhard Huber – er hätte aufgeben müssen.
Daniels Durchhalten hat sich gelohnt, mittlerweile wird der Garagenwinzer vom Weinführer Eichelmann empfohlen. Zu Recht! Sein Roter ist ein geschmeidiger Verführer. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis Daniels „Weinwerkstatt“ in einem Atemzug mit Wöhrle oder Rinklin genannt wird. Und im Weinberg summen die Hummeln ihr Loblied dazu.