Felix Schelb fotografiert die Zünfte des Schwarzwalds

Ein bisschen erinnert Felix Schelbs Porträtreihe an Rosenmontag für die Hosentasche. Wie ein Fastnachtsumzug ohne Konfettidusche, stattdessen bequem auf dem Smartphone zum Durchscrollen, jederzeit und überall. Knapp 500 Hästräger der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht standen schon vor seiner Kamera und sind seither Teil seiner Mission: die Fastnachtstradition im Schwarzwald und in den angrenzenden Regionen festzuhalten und der breiten Öffentlichkeit auf seinem Instagram-Kanal @picslixportraitserie zu präsentieren – egal ob dem Fastnachtsmuffel oder dem Obernarr. „Ich will zeigen, wie bunt, vielfältig und ideenreich die Zünfte sind“, sagt Felix.

Angefangen hat alles 2016, bei einem Vorstandsshooting seiner eigenen Zunft, der Originellen Münstertäler Votzelzunft (Orimüvo). „Einer der Vorstände hatte zufällig sein Häs dabei. Als ich ihn dann spontan darin fotografierte, war meine Idee zur Fastnachtsserie geboren“, erzählt der 37-Jährige. Eine weitere Inspiration: sein Fotografen-Kollege Wolfgang Armbruster aus Freiburg, der damals Dutzende Männer mit Bärten porträtierte. Die Masken erwiesen sich als ergiebiger als verschiedene Formen von Gesichtsbehaarung: Auch 2025 wird Felix wieder zur Kamera greifen, um seine Fotoserie mit weiteren Hästrägern fortzusetzen.

Hexen, Tiere, Teufel der Fasnet

Hexen, Teufel, Dämonen, Tiere: Alle Figurentypen der Fastnacht sind in der farbenfrohen Serie vertreten. Die Bilder entstehen in drei bis vier kostenlosen Shootingtagen pro Jahr an unterschiedlichen Locations im ganzen Schwarzwald. Pro Termin melden sich 20 bis 25 Zünfteüber seine Website an. Mehr schafft Felix nicht, denn als Servicetechniker im Außendienst ist der Münstertaler auf der ganzen Welt im Einsatz. Weil sich der Narrenfotograf mittlerweile einen Namen gemacht hat, sind seine Termine meist schnell ausgebucht und Zünfte kommen teilweise von weit her, um ein Foto zu ergattern. „Die neuen Zünfte hast du sofort“, erklärt er. „Mit den traditionellen Zünften ist es manchmal schwieriger, die haben oft Hemmungen, obwohl ich mir da noch mehr in meiner Serie wünschen würde.“

Das Fastnachtsshooting selbst läuft simpel ab und dauert pro Häs nur rund fünf Minuten. Felix setzt auf ein schlichtes Licht-Setup, das für alle Zünfte funktioniert, und eine immer gleiche Pose: die verschränkten Arme. Die Maske ist dabei starr auf den Betrachter gerichtet. „Das strahlt irgendwie eine gewisse Coolness aus, ist aber gar nicht so einfach. Manchmal muss die Person unter der Maske an die Decke schauen, damit die Maske gerade in die Kamera blickt“, erzählt er. „Die Zünfte bekommen die Bilder danach kostenlos zur Verfügung gestellt. Viele sind bei den Bildern aber sehr sensibel. Da muss alles sitzen – und es darf kein bisschen Haut zu sehen sein.“

Masken mit Details

Die echte Arbeit beginnt für Felix erst nach dem Shooting. Während die Zünfte vor einer grauen Leinwand posieren, stellt Felix die Bilder im Nachgang frei und fügt einen individuell gewählten Hintergrund ein. Die vielen Arbeitsstunden lohnen sich aber: Felix hat seine Fotos bereits an verschiedenen Ausstellungsorten im Schwarzwald präsentiert und er verhilft mit seinem Projekt den Zünften zu mehr Sichtbarkeit. „Viele Fastnachtsvereine haben kein gutes Fotomaterial von sich.“ Felix will helfen, Vereine am Leben zu erhalten. Denn auch wenn er, wie der Fotograf mit einem Lachen erzählt, selbst als 16-Jähriger vor allem wegen der Partys („ich wollte unbedingt zum Hästrägertreffen“) in seine Zunft eingetreten sei, so sei es doch das Gemeinschaftsgefühl, das ihn bis heute für die Fastnacht begeistere. Wenn er es neben seinem Beruf und seinen Reisen als Fotograf noch einrichten kann, schlüpft Felix selbst in sein Teufelskostüm. Warum eigentlich der Teufel? „Das Kostüm ist am bequemsten von allen Figuren und Hexen hatten wir damals schon genug in der Zunft“, sagt Felix.

Mit Hexe, Teufel und Wäuzle der Orimüvo hat seine Galerie einst ihren Anfang genommen, jüngst auf Instagram hinzugekommen sind die rot-weißen Schönauer Hexen aus dem Südschwarzwald, der schlappohrige Burghond und der finster dreinblickende Herr von Rieht der Narrenzunft Reicheneck aus Reutlingen auf der Schwäbischen Alb. Auch wenn der Betrachter selbst Fastnacht nicht von Karneval unterscheiden kann: Die Masken und ihr Detailreichtum fesseln einfach!