Lohnt sich der Weihnachtsmarkt in Colmar?

Der Weihnachtsmarkt Colmar gilt als einer der Schönsten im Elsass. Wir waren mal auf Entdeckungstour. Die besten Tipps!

Text: Pascal Cames · Fotos: Jigal Fichtner

Colmar ist zwar fast fünfmal kleiner als Straßburg, dafür ist der Weihnachtsmarkt auch gemütlicher. Colmar ist alt, gepflegt, klein, überschaubar, hübsch, süß. Ideal für une visite. Als guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang über den Marché de Noël bietet sich die Touristinfo gegenüber dem Unterlinden Museum an. Hier bekomme ich einen kleinen Stadtplan, auf dem die sechs Weihnachtsmärkte eingetragen sind. Sie liegen so nah beieinander, dass ich mich auf meiner Inspektion eigentlich nicht verlaufen kann. Ich überfliege den Plan und versuche mir die Hotspots Place de la Cathèdrale und Place Jeanne d’Arc zu merken. Ein Teil des Weihnachtsmarkts liegt auf der anderen Seite der Lauch; auch ein altes Kaufhaus soll interessant sein. Die schöne Pont Rue des Tanneurs sollte ich auch nicht verpassen. Dann stecke ich den Plan wieder weg und denke, wird schon klappen. Sollte ich mich aus Versehen verlaufen, schnuppere ich einfach nach dem typischen Geruch von Lebkuchen und Bratwurst oder halte nach dem großen Riesenrad (la grande roue) Ausschau. So finde ich zurück. Garantiert!

In der Rue des Têtes bleibe ich sogleich bei Alexandre hängen, der mit seinem Aussehen auch als Weihnachtsmann sein Geld verdienen könnte. Wenn auch als eine grimmige Ausgabe. Alexandre stammt aus dem 850 Kilometer entfernten Perpignan an der spanischen Grenze. Ob’s ihm nicht zu kalt ist, will ich wissen. Sein Grinsen ist jetzt breiter als jedes Scheunentor. Nein, sagt er, er trägt ja eine Mütze. Außerdem wärmt die „märchenhafte Stadt“ sein Herz. Bei Belgiern und Italienern hat er mit seinem Kitsch einen Stein im Brett, auch die Deutschen kaufen seine Weihnachtsmänner. „Happy Christmas“ lese ich an seiner Bude. Müsste hier nicht etwas Elsässisches stehen? Zum verelsässern bleibt noch ä bissl Zeit, und so schlendere ich am kanalisierten Fluss runter, vorbei an den Buden mit Spielzeug, Wein und dem ein oder anderen Gebäck zum Schnabulieren. Das Schokololaden- und das Weinmuseum liegen rechts, auch für Colmar typische Feinkost und Luxus sind präsent in der Rue des Unterlinden. Die Place Jeanne d’Arc ist leicht zu finden. Dort haben sie ein kleines, aber schmuckes Dorf aufgebaut. An einer Bude hängt ein riesiger Mannala, also ein Weckmann. Eine Elsässerin sitzt glücklich lachend inmitten von Töpfergeschirr und babbelt sogleich im Dialekt los. Bei Sabine von der Poterie Friedmann aus Soufflenheim kann man seine Küche aufrüsten. Römertöpfe kennen sie in Deutschland, weiß sie, und darum sind die bei 1000 Grad gebrannten Töpfe und Töpfchen auch heiß begehrt. Sie hat aber auch Teller, Tassen, Krüge, Schalen und Salatschüsseln …

Riesling geht immer!

Auch hübsch sind die Laubsägearbeiten von Bernd aus Scherwiller im Zentralelsass. Hier gibt es Bären, Füchse und Elche, natürlich auch Tannenbäume oder Mannala und eine Laune, die ansteckend ist. Seit 23 Jahren kommt er nach Colmar. „Es ist ein sehr schöner Weihnachtsmarkt!“ Schweren Herzens verlassen wir die elegante Erscheinung, ohne was zu kaufen, denn der Tannenbaum daheim hat schon mehr Schmuck, als er tragen kann. Wie wäre es mit Wein? Jep, meine Begleitung hat Durst … Wie schmecken die Weine von Karcher? Karcher ist das letzte Weingut innerhalb Colmars Stadtmauern. Alle stäranderen Winzer haben sich längst ins Umland verzogen, wo sie mehr Platz haben. Wir probieren eine Cuvée mit Chasselas. „Wisst Ihr, was Chasselas ist“, fragt Fanny in der Weinbude. Ja klar, Gutedel! Wir bekommen 100 Punkte. Tatsächlich ist der fast trockene Wein süffi g. Noch ein Glas? Aber wir eisen uns los. Hinter den hohen Fachwerkhäusern ist ein leuchtendes Riesenrad zu sehen. Das ist neu in Colmar, das sich sonst gerne bescheiden gibt. Zum Riesenrad!