Verrückt nach Marie!

Die Schwarzwald-Marie von Playmobil ist die neue Ikone der Ferienregion. Kaum auf dem Markt, gehen die Figuren schneller weg als Schwarzwälder Kirschtorte. Ein Hype, der buchstäblich unter die Haut geht …

Text: Romy Baberske · Fotos: Dimitri Dell

Tausende Menschen wollen sie sich ins Regal stellen: Die Schwarzwald-Marie von Playmobil. Bei manchen geht die Bollenhut-Liebe buchstäblich unter die Haut. Wie bei Alex Kramer. Der Fotograf aus Rottenburg am Neckar machte der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) vor kurzem ein ungewöhnliches Angebot: Er betrachte den Schwarzwald als seine zweite Heimat und wolle unbedingt eine der zu diesem Zeitpunkt ausverkauften Playmobil-Figuren haben. Wenn die STG ihm eine der kleinen Maries mit Kirschtorte schicken würde, lasse er sie sich als Tattoo stechen. „Ein kleines Stück Schwarzwald, das mich für immer begleiten wird“, schrieb er. Keine Frage, nicht nur Alex ist verrückt nach Marie. Es gibt noch mehr Kurioses zu berichten über einen Hype, der nicht nur die Ferienregion erfasst hat ...

KLEINE SPIELFIGUR GANZ GROSS

Alex ist bei weitem nicht der Einzige, der außergewöhnliche Mittel nutzte, um an das neue It-Girl des Schwarzwalds zu gelangen. Schon im Morgengrauen am Erscheinungstag im August bildeten sich lange Schlangen an den zahlreichen Tourist-Infomationen und Verkaufsstellen der gesamten Region. Telefonanrufe gab es im Sekundentakt, die E-Mail-Postfächer der Mitarbeitenden liefen über. Allein die STG erreichten in den ersten Tagen über 1000 Marie-Anrufe. Und auch beim Verkaufsstart der zweiten Auflage Ende Oktober lief es nicht wesentlich anders ab. Dieses Mal wurden, im Vergleich zur ersten Auflage, fast doppelt so viele Figuren produziert – doch selbst die erhöhte Stückzahl konnte den Ansturm nicht lindern. Vor den zahlreichen Verkaufsstellen im Schwarzwald versammelten sich erneut große Menschenmassen. Radiosender berichteten live vor Ort und vielerorts war der Bestand innerhalb weniger Minuten ausverkauft – und das, obwohl oft der Verkauf an Einzelpersonen limitiert wurde. Und bei #heimat? Da brummt der Onlineshop – der Offenburger Verlag team tietge hat sich rechtzeitig ein Kontingent der Schwarzwald-Marie als neue Abo-Prämie und als ein Extra für eine limitierte Ausgabe der #heimat 4/25 gesichert. Egal, welchen Marie-Verkäufer man fragt: Jeder kennt herzerwärmende Geschichten rund um die heiß begehrte Figur. Da ist zum Beispiel der Mann, der eine Marie für seinen Schwiegervater sucht, dem er nach einer zwölfstündigen OP eine Freude machen möchte. Eine junge Mutter will unbedingt bei der Taufe ihrer Tochter Maries an die Gäste verschenken. Überhaupt, als Mitbringsel für Namensvetterinnen ist die Marie extrem beliebt. Eine andere Frau will eine Figur für ihre 90-jährige Schwarzwälder Großmutter kaufen – weil ihr die Traditionen und Bräuche der Heimat so viel bedeuten.

Wer trotz aller Mühen leer ausging, musste kreativ werden. Großeltern durchstöberten zahlreiche Souvenirläden, um ihren Enkeln eine Freude zu machen. Andere zahlten auf diversen Online-Plattformen teils hohe Beträge, um doch noch an die Playmobil-Marie zu kommen. Manche Käufer taten sich offenbar schwer damit, zu akzeptieren, dass die Marie als Sonderfigur nicht unbegrenzt verfügbar ist – und es bisher auch nur eine einzige Variante gibt. Dem einen verlangte es nach einer blonden Marie – dabei gibt es nur schwarzhaarige. Ein anderer Lokalpatriot schlug vor, die 7,5 Zentimeter große Figur als XXL-Version zu produzieren – als Hingucker für seinen Garten. Nicht wenige waren enttäuscht, dass es die Schwarzwald-Marie nur im Schwarzwald gibt. So mancher Verkäufer fühlte sich bei dem Ansturm an die Corona-Pandemie erinnert – nur dass statt Klopapier jetzt ein Spielzeug wertvoller schien als Gold. Ob bei der STG, den Tourismusinformationen oder beim Team von #heimat: Das Wort Schwarzwald-Marie treibt bei vielen mittlerweile den Puls in die Höhe ...

HEIMAT IM KLEINFORMAT

Woher kommt dieser Hype? Fragen wir bei einer von Maries Geburtshelferinnen nach: Christina Palma-Diaz. „Die Figur steht mit ihrer detailgetreuen Tracht für Heimatgefühl, und der rote Bollenhut und die Kirschtorte sind zwei Schwarzwald- Symbole, die national und im Ausland direkt mit dem Black Forest verbunden werden“, sagt die Direktorin der Baiersbronn Touristik. Das alles im Playmobilformat – für viele ist das der Inbegriff von Heimat, Kindheit und Nostalgie. Marie-Mania geht längst auch um die Welt. Kaum war die erste Auflage erschienen, tauchten auf Social Media unzählige Fotos von der kleinen Trachtenträgerin auf Weltreisen auf. Ob am Times Square in New York, auf dem Tafelberg in Kapstadt oder vor dem Big Ben in London – die Schwarzwälderin kommt mächtig herum. Irgendwo im Mittelmeer zieht die Playmobil-Marie inzwischen ihre Bahnen – abgestürzt von einem griechischen Pier bei dem Versuch, einen Schnappschuss nach Hause zu schicken. Im Ferrari-Museum in der Nähe von Bologna in Italien hat Marie inzwischen vermutlich Hausverbot, nachdem ein Besucher dabei ertappt wurde, wie er sie auf einem wertvollen Rennwagen in Szene setzte. Wenige Tage nach Verkaufsstart reiste sie mit Frank, einem leidenschaftlichen Playmobil-Sammler, nach Übersee. Ihre gemeinsame Zeit in New York und Washington D. C. dokumentierte er auf Social Media. Schnell war der Hashtag #MarieWeltweit geboren.

KIRSCHTORTE ZUM TEILEN

Auch Auswanderer nehmen sie mit in ihre neue Heimat, um ein Stück Schwarzwald bei sich zu haben. „Exil-Schwarzwälder“ nennt sich einer von ihnen, und ein anderer hat gleich 40 Stück an die Freunde und Familie in Spanien verteilt. Christina Palma- Diaz erzählt von einem niederländischen Käufer, der auf Social Media verkündete: „Marie, ick liebe Dir!“ Zum aktuellen Zeitpunkt ist Marie noch allein unterwegs.  Immer wieder fragen Käufer nach dem passenden Trachten-Mann. „Ich würde mir natürlich auch wünschen, dass unsere Schwarzwald-Marie irgendwann mal ihren Schwarzwaldbuben kennenlernt und dann nach der Heirat traditionell korrekt auch einen schwarzen Bollenhut tragen wird“, sagt Christina Palma-Diaz. Ein traditioneller Schwarzwaldhof wäre doch auch ein hübsches Zuhause. Offiziell ist seitens der Projektpartner Baiersbronn Touristik, Schwarzwald Tourismus GmbH, der IHKs im Schwarzwald und Playmobil zwar (noch) nichts geplant, doch mit irgendjemandem muss Marie ihre Kirschtorte doch teilen, oder? Inspiration gibt es jedenfalls bereits genug für ein ganzes Playmobil-Schwarzwald-Universum. Ob Alex Kramer aus Rottenburg am Neckar sich noch mehr Playmobil-Figuren als Tattoo stechen lassen würde? Eine Marie hat er jedenfalls schon, der Termin beim Stecher ist auch gebucht. Wir bleiben an der Geschichte dran ...

HIER GIBT’S NACHSCHUB!

Wo gibt es aktuell die Schwarzwald-Marie zu kaufen?

Einen Überblick über Verkaufsstellen gibt es online bei der Schwarzwald Tourismus GmbH

#heimat Schwarzwald Ausgabe 51 (4/2025)

Die Winterausgabe ist da – und bringt alles mit, was diese Jahreszeit im Schwarzwald so besonders macht: Glühwein an kalten Fingern, leise knirschenden Schnee und Geschichten, die wärmer machen als jede Sauna.

In dieser Ausgabe begleiten wir unseren Reporter mitten hinein in den Freiburger Weihnachtsmarkt, wo er zwischen Striebele, Schlangen und Schmunzlern Glühwein zapft, bis die Brille beschlägt. Außerdem tauchen wir ein in die neue „Marie-Mania“: Die kleine Schwarzwald-Marie reist weiter um die Welt, sorgt für Kultmomente – und für jede Menge Herzklopfen bei Sammlern.

Dazu gibt’s wie immer Genuss, Handwerk, Rezepte und jede Menge Schwarzwald zum Wegträumen. Ein Heft zum Einmummeln, Durchblättern und Dableiben.

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