Steinzeit im Schwarzwald

Die Heimat wie ein Höhlenmensch durchqueren? Genau das hat Markus Klek gemacht! Wir haben den Steinzeit-Fan in Schramberg besucht 

Text: Daniel Oliver Bachman · Fotos: Jigal Fichtner

Als Markus Klek an diesem eiskalten Tag im Januar in Schramberg den steilen Bergstöffel Richtung Tischneck erklimmt, begibt er sich auf eine Wanderung, die vor Tausenden Jahren auf ähnliche Weise durchgeführt wurde: eine Winterdurchquerung des Schwarzwalds in der Ausrüstung von Menschen der Steinzeit. Die Herausforderung ist für ihn ein großes Abenteuer – und ein wissenschaftliches Projekt.

Alles begann im Schwarzwald

Als wir Markus treffen, ist es Sommer. Er hat die Winterwanderung gut überstanden, wenn auch mit einigen Blessuren. „Aus unserer heutigen Sicht erscheint das Leben der Menschen in der Steinzeit hart“, weiß er und erzählt von den Erfahrungen, die er machte: In Kleidung aus selbstgegerbtem Leder, Fellen und Pelzen, mit der Knochenahle von Hand vernäht, sorgten er und seine Begleiter im Winter 2023 für viel Aufsehen. „Da gab es Leute, die erschrocken wegschauten, als wären wir eine Erscheinung aus der Vergangenheit“, erinnert er sich. „Dann berichtete die Landesschau, und auf einmal wollten alle Selfies mit uns.“  Immer wieder wird bei Unternehmungen von Markus der Vergleich mit Ötzi gezogen. Als man dessen Mumie 1991 in den Ötztaler Alpen fand, brach ein Steinzeit-Hype ohnegleichen aus. Für Markus Klek ist das nur ein Widerhall der Geschichte. Sein Forschungsgebiet reicht viel weiter, und zwar vom Jungpaläolithikum bis zum Chalkolithikum über eine Zeitspanne von 40 000 Jahren. Dafür stellt er detailgetreue Reproduktionen archäologischer Originale her und hält Vorträge in Museen, Unis und Schulen. Aber jetzt mal Hand aufs Herz, Markus: Wie wird man eigentlich Steinzeitmensch? 

Markus Klek Leidenschaft entfacht

„Meine Eltern sind mit uns Kindern oft raus in die Natur“, erzählt Markus von seiner Kindheit in der Gegend um Freiburg. Das sei wohl die Grundprämisse gewesen. Als der gelernte Goldschmied für ein paar Jahre nach San Francisco zieht, kommt er dann in Kontakt mit der indianischen Kultur der Lakota. Er reist kreuz und quer durchs Land, lernt immer mehr über indianische Handwerkstechniken. Das abgelegene Blockhaus im spärlich besiedelten Montana als Lebensmittelpunkt bleibt zwar Wunschtraum, doch zurück im Schwarzwald findet er die ideale Entsprechung. Er zieht mit seiner Familie in ein einsames Tal bei Eisenbach. Dort widmet sich Markus seinen Forschungen prähistorischer Archäologie und spezialisiert sich auf steinzeitliche Fell- und Lederbearbeitung. „Ich hatte schon in der Kindheit ein Faible für Pelze“, erzählt er. Nun wird er im Hochschwarzwald endgültig zum Experten. Er publiziert mittlerweile auch in der Fachpresse, tritt im Fernsehen auf und veranstaltet Living-History-Events. 

Von Portugal nach Schramberg 

Für ein paar Jahre zieht es die Familie ans Meer. Im südlichen Portugal. Doch irgendwann wird der Lockruf des Schwarzwalds zu laut. Markus wählt Schramberg aus – dort, wo das wildromantische Bernecktal beginnt und er vom Küchenfenster auf die Burg Falkenstein blickt, die einst im Besitz von Hans von Rechberg war, dem berüchtigten Raubritter des Mittelalters. „Mir gefiel diese raue Umgebung auf Anhieb“, beschreibt er die Fünf-Täler-und-fünf-Burgen-Stadt. Im Keller richtet sich Markus seine Werkstätten ein: Von nun an bestimmen Goldschmiedekunst, Fellegerben, Bögenbauen und die Suche nach Naturmaterialien bei langen Wanderungen seinen Alltag. 

Markus bietet Kurse im Holzbogenbau mit einfachem Handwerkszeug an, außerdem Workshops im Gerben von Fellen und Leder auf natürliche Weise. „Da sind wir draußen an der frischen Luft“, schließt Markus den Kreis zu unseren Vorvorvorfahren, die ihre Zeit schließlich auch nicht im Inneren von Häusern verbrachten, und sagt: „In jedem von uns steckt ein bisschen Neandertaler, meist ein bis zwei Prozent des Genoms. Die einen spüren es ein bisschen mehr, die anderen weniger – und ich vermutlich sehr viel mehr!“ 

Der Beginn der Urgeschichte

2,6 Millionen Jahre ist es her, dasss die Steinzeit den frühesten Abschnitt der Menschheitsgeschichte markierte. Wie der Name schon sagt, war Stein das wichtigste Material für Waffen oder Werkzeuge der Steinzeit. Menschen wie Markus Klek halten die Steinzeit bis heute am Leben …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 43 (2/2024)

Wir in der #heimat-Redaktion können den Frühling kaum erwarten! Deswegen findet Ihr in dieser Ausgabe jede Menge Inspiration, wie Ihr Euch die wärmer werdenden Tage im Schwarzwald schön machen könnt – zum Beispiel inmitten von farbenprächtigen Blütenmeeren, in gemütlichen Cafés oder zu Hause mit leckeren Rezepten. Wer es eine Spur wilder mag: Wir nehmen Euch mit in den Nationalpark Schwarzwald, der seinen 10. Geburtstag feiert, treffen den Einrad-Mountainbiker Thomas Trück aus Baiersbronn und lernen den Schramberger Hobby-Neandertaler Markus Klek kennen. Aus aktuellem Anlass haben wir außerdem mit einer jungen Bäuerin aus Furtwangen darüber gesprochen, warum sie trotz aller Schwierigkeiten für ihren Beruf brennt – und was es braucht, damit die Landwirtschaft, die unseren Schwarzwald so sehr prägt, überleben kann.

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