Schwarzwald-Cartoons von Klaus Karlitzky

Als Cartoonist bringt der Freiburger Klaus Karlitzky Momentaufnahmen zu Papier. Die Komik kommt oft ganz banal daher …

Text: Katerina Ankerhold · Fotos: Dimitri Dell

Kirschwasser und Schwarzwälder Schinken mal anders. So könnte man Klaus Karlitzkys Kunst kurz und bündig zusammenfassen. Und doch ist es weit mehr als das, was sich in den Cartoons des Freiburgers verbirgt. In blassen Farben und mit weichen Konturen stapfen da zwei Wanderer durch den Schwarzwälder Tann und wundern sich über den aus dem Dickicht tönenden „Schwatzwald-Verein“, da quält sich ein Radler zu Ehren seiner „Highmat“ keuchend den Berg hoch – oder es pinkelt ein fidel dreinblickender Hirsch in eine Likörflasche und erfindet so kurzerhand das „Schwarzwälder Hirschwasser“. Auf dem nächsten Bild reckt eine Strammschenklige dem Betrachter ihr entblößtes Gesäß entgegen, um dem Schwarzwälder Schinken eine neue Dimension zu verleihen …

Es ist nicht nur der Schwarzwald, der Karlitzky zum Witz anregt, sondern zumeist allgemein der ganz banale Alltag, dem doch öfter als gedacht etwas schräg Groteskes anhaftet. „Manchmal kommt es ganz unscheinbar daher“, sagt Karlitzky. „Man muss es nur entdecken.“ Seine Zeichnungen beruhten immer auf Situationen, die sich wirklich zugetragen hätten. Aber ein auf zwei Beinen pinkelnder Hirsch? Wohl kaum … „Den Hirsch habe ich wirklich gesehen! Als ich einmal in einer Hütte im Schwarzwald übernachtete, huschte er morgens über die Wiese ganz dicht an mir vorbei – ein unbeschreiblicher Moment.“

Die Natur fasziniert und inspiriert Karlitzky zugleich, den die Liebe zur Region mit dem Schwarzwald verbindet. Aus Freiburg ist er deshalb vor einigen Jahren ins kleine Freiamt gezogen, wo er in seinem von Bergen und Wald umgebenen Atelier seine Ideen zu Papier bringt. Das kann zu jeder Tages- und Nachtzeit passieren. „Ich habe immer einen Block auf dem Nachttisch liegen“, sagt Karlitzky. „Manchmal wache ich nachts auf und hab’ eine Idee.“ Die Ideen, das können sowohl Bilder und Situationen als auch Wörter sein. Karlitzkys Cartoons machen nicht nur die Motive aus, sondern die eigentliche Pointe verleiht den Bildern zumeist ein Wortspiel oder eine Anspielung auf Sprache, manchmal auch Dialekt. Deshalb nennt Karlitzky seine Werke auch lieber Nachdenkbilder als Cartoons, denn für ihn steckt oft mehr dahinter als nur ein kurz andauernder Witz. „Besonders Spaß macht es, wenn es philosophisch wird. Das Groteske ist mein wahres Inneres“, sagt er.

Auch aktuelle gesellschaftspolitische Themen greift er gerne auf, zurzeit ist zum Beispiel auch auf seinem Schreibtisch das Thema Einwanderung hochaktuell. So findet sich in einem seiner jüngsten Cartoons ein offensichtlich afrikanisch-stämmiger Mann in einem vollgepackten Kuckucksuhren-Geschäft wieder und erzählt seinen Liebsten am Telefon, er sei im „Uhr-Wald“ gelandet … Grenzwertig? „Das frage ich mich manchmal. Aber die Leute finden auch diese Motive lustig. Bei allen Schwierigkeiten bin ich überzeugt, dass man gerade denen mit Humor begegnen muss. Dann wird vieles automatisch leichter.“

Seine Haupttätigkeit ist das Cartoon-Zeichnen für Klaus Karlitzky seit fünf Jahren. Als studierter Grafikdesigner war er lange Zeit in Agenturen tätig, zeichnete aber nebenher schon immer seine Cartoons. „Cartoonist wird man ja nicht von Berufs wegen“, sagt er. „Das ist eine Berufung. Egal, was ich tue, mit einer Kopfhälfte bin ich immer dabei, Ideen zu sammeln und zu entwickeln.“ Schon als Schüler kümmert er sich im Kunstunterricht lieber um Karikaturen als um die von den Lehrern aufgetragenen Aufgaben.

Inzwischen arbeitet Karlitzky zu einem Drittel als selbstständiger Grafikdesigner, zu zwei Dritteln als Cartoonist. Auch wenn das meist gar nicht so recht voneinander zu trennen ist. Das eine inspiriert häufig das andere. Karlitzkys Motive entstehen zum einen frei aus der Hand, zum anderen nach den Themenwünschen seiner Kunden. Cartoons auf Kommando – gehen da nicht manchmal die Ideen aus? „Nein, das passiert mir nie, mir fällt immer etwas ein.“

Bei manchen Themen gehört da allerdings erst einmal eine lange Recherche dazu. „Ich lese mich ausführlich ins Thema ein und lasse mich von kuriosen Fakten, Wörtern oder Assoziationen, die mir kommen, inspirieren.“ Manchmal kommt es da auch zu technischen Experimenten: Für den Auftrag einer Brauerei mischte Karlitzky seine Aquarellfarben nicht mit Wasser, sondern mit Bier.

Das Ergebnis: „Es malt sich super, ich merke keinen Unterschied.“ Na, solange nicht als nächstes das Schwarzwälder Hirschwasser dran ist …

#heimat Ortenau Ausgabe 6 (1/2017)

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