Moras Welt

Wie die Schwarzwälderin Mora Fütterer zu Stuttgarts Grill- und neuerdings auch Essiggurken-Königin wurde

Text: Stephan Fuhrer · Fotos: Jigal Fichtner

Stuttgart ist ja eigentlich nicht allzu weit vom Schwarzwald entfernt – auch wenn das der Schopfheimer naturgemäß anders sehen dürfte als der Bad Liebenzeller. Und doch ist es am Ende eine andere Welt. Erst recht im Osten, in den „alten“ Stadtteilen. Nicht wenige Bewohner der Schwaben-Metropole sagen, dass es hier noch das echte Stuttgart zu entdecken gibt. Zum Beispiel im Schlampazius, einer Kultkneipe an der Wagenburgstraße. Und hier lässt sich übrigens auch wieder ein Stückchen Schwarzwald finden – in Person der nicht weniger kultigen Wirtin. So schließt sich der Kreis …

Die Mischung macht’s: „Ich hab’ sicherlich beides in mir“, erzählt Mora – geboren in Stuttgart, aufgewachsen in Donaueschingen –, die sich mit ihren Büchern „Ja, ich grill“ längst auch über die Stadtgrenzen hinaus als Grillmeisterin ein Namen gemacht hat – eine der wenigen Frauen in einer Männerdomäne. Vielleicht weil sie neben ihren Dutch-Oven-Rezepten auch eine rein vegetarische Gerichtesammlung zusammengestellt hat? Mit ihrem Frausein habe das allerdings nichts zu tun, gibt Mora Fütterer unmissverständlich zu verstehen. „Ich wollte vielmehr als Köchin zeigen, dass vegetarisches Grillen mehr ist als nur das Gemüsepäckchen vom Rost.“

Von der Liebe zum Essen

Geschmack und die Liebe zum Essen sind für die 32-Jährige elementar. Letzteres kommt von der Mutter, der Oma und der inzwischen 97-jährigen Tante; denn gekocht wurde bei den Fütterers immer lecker und ehrlich. „Nicht mit viel Fleisch, aber wenn, dann mit gutem“, betont Mora und lächelt fast schon selig, wenn sie sich an ihre Lieblingsgerichte von einst erinnert: an die Sauren Bohnen ihrer Mutter zum Beispiel, einen schwäbischen Klassiker der Arme-Leute-Küche. „Dabei haben viele Leute entweder ein Fragezeichen im Gesicht – oder sie werden wie ich emotional ganz aufgeregt“, meint Mora und strahlt über beide Backen. Gutes Essen kann eben manchmal so einfach sein …

Diese Liebe zum Essen brachte Mora schließlich auch in die Kochausbildung. Doch die lief in einer Schwarzwälder Braustube leider gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Man konnte ihr nichts beibringen, also ging sie zurück nach Stuttgart, lernte im Zauberlehrling, landete schließlich im Hirschen bei Sternekoch Armin Karrer und später als Chef de Partie in Bernhard Diers’ Zirbelstube. „Ich hab’ in dieser Zeit viel gelernt. Von Armin Karrer zum Beispiel, dass man den Produkten ihr Aroma lassen muss“, erzählt Mora. Aber natürlich auch, wie man sich als Frau in den von Männern dominierten Sterneküchen durchsetzen kann. Und dann kam der Tag, an dem sie auf einmal keine Lust mehr auf Schäumchen und Co. hatte. Oder wie Mora unverblümt sagt: „Ich hatte einfach keinen Bock mehr, nur für Bonzen zu kochen.“

Die Königin der Essiggurken

Und so wurde die Köchin mit 21 Jahren schließlich Küchenchefi n in einem Café, entdeckte bald darauf das Leben als Freelancer und startete schließlich wieder zu Hause mit ihrem Catering-Service MoCuisine in Stuttgart durch. 2018, mit Erscheinen ihres ersten Buchs, übernahm sie dann das Schlampazius, in dem sie zuvor Jahre lang selbst als Gast ihre Bierchen gezischt hatte und ihrem Vorgänger schon von Anfang wissen ließ: „Wenn du das hier mal nicht mehr weitermachst, mach ich’s!“

Keine drei Jahre und eine Pandemie später wird in der runderneuerten Stadtteilkneipe gerade ein Automat im Biergarten aufgestellt – fürs To-go-Geschäft. Neue Zeiten schaffen eben neue Sitten. Das Angebot: unter anderem Moras Einweckgläser, ihr neuestes Meisterfach. „Ich hab irgendwann mal angefangen, Essiggurken selber zu machen. Mittlerweile werden mir die Gläser aus den Händen gerissen“, erzählt sie. Ein Teil davon landet nebenbei gesagt auch im Gürkchenshot des Hauses, einem Mexikaner nach streng geheimem Rezept. „Den gibt’s nirgendwo in diesem Universum“, sagt Mora grinsend und reicht uns noch einen zum Abschied.

Und, ach ja! Wer jetzt auch mal probieren möchte, wie gesagt: Stuttgart ist vom Schwarzwald aus betrachtet gar nicht so weit weg …

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