Radeln am Hochrhein - #heimat Radrundtour

Lust auf eine Radtour am Hochrhein? Bei Eispausen, herrlichen Ausblicken und entspannten Kilometern entlang des Wassers kommen schnell Urlaubsgefühle auf

Noch ein Eis vor der Tour? Die Kaiserstraße in Waldshut-Tiengen, unser Start- und Zielort an diesem Tag, verströmt Sommerlaune. Gelbe Sonnenschirme stehen vor der Eisdiele, eine prächtige Altstadtkulisse lockt zu dem zwischen zwei Stadttoren. Es klingt hier ja auch nach Urlaub. Der schwiizerdütsch-gerollte ch-Laut ist überall zu hören. Auch bei den Einheimischen. Wir sind zum ersten Mal hier – und genehmigen uns natürlich noch ein Eis. Ich fahre heute zwar E-Bike. Die Kalorien werde ich aber sicherlich trotzdem wieder los.
Der Hochrhein, an dem wir heute entlangradeln möchten, hat an diesem Sommertag mächtig Tempo. Da braucht es schon gute Beine beziehungsweise einen Akku im Rahmen, um mitzuhalten. Für mich hat die Tour auch eine zweite Premiere im Gepäck: Zum ersten Mal klebe ich auf einem motorisierten Radsattel. Die Sonne hat nämlich schon vor dem Start den Turbo eingelegt...

Ein Radtour entlang des Rheins

Michael Schäuble und Regine Jarusel, die das Radhaus Schäuble in Rheinheim bei Waldshut-Tiengen betreiben, begleiten mich. Das ch rollt mit, als die beiden zur Anlegestelle heranrollen – hier geht’s gleich los. Michael, der für sein Fahrradgeschäft klarstellt, „wir können auch ohne Motor“, hat natürlich keinen Akku unterm Sattel. Regine, die ansonsten überwiegend Rennrad fährt, kommt mit E.  „Wir schwimmen im Rhein, wir leben mit dem Rhein“, sagt sie mit Blick auf den Fluss, auf dem Schwäne in Ufer nähe schippern. Die Radfreaks fahren, wenn es nicht gerade an den Schluchsee, auf den Feldberg oder auch mal nach Frankfurt geht, natürlich auch entlang des Rheins.

Die beiden wissen, das wird heute nicht die große Runde. Gut, dass ich auf mein (Eis-) Bauchgefühl gehört habe. Die Runde wäre jedoch ausbaufähig. Wer hier einsteigt, kann beispielsweise bis Schaffhausen (48 Kilometer von Waldshut) biken. Und wer die volle Rheindröhnung will, kann von Rotterdam aus auf dem EuroVelo 15 den Rhein hochradeln. Wer im hochrheinischen Südschwarzwald biken will, kommt am Rhein kaum vorbei. Hier ist immer was los! Michael und Regine bekommen in ihrem Radhaus viel davon mit. Da ist ein Plattfuß das geringste Problem. Jüngst war ein vollbepackter Holländer mit Speichenbruch bei ihnen. Nach der Reparatur sattelte er wieder auf – in Richtung Griechenland. Radverrückte wissen halt, wo der Weg am schönsten ist.

RADELN AM WILDEN WASSER

Der Hochrhein erstreckt sich vom Bodensee bis Basel und bildet die natürliche Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Malerische Altstädte, eindrucksvolle Brücken und zahlreiche Einkehrmöglichkeiten säumen die Strecke. Ideal für entspannte und auch sportliche Fahrer!

Für unsere Tour geht es zunächst mit dem Rad auf den Rhein und auf die Schweizer Seite. Die Fähre verbindet stündlich die beiden Ufer. Nachmittags sind ein- bis zweistündige Rundfahrten möglich. Wir tuckern schnell auf die andere Seite, die gefühlt mit zwanzig Schwimmzügen erreichbar wäre. Wäre da nicht die Strömung …

Auf der anderen Seite in Full angekommen, sehen wir grasende Kühe und hören Glockengeläut. Jetzt aber los! Wir drei radeln zunächst am Rheinufer, dann über eine Brücke und schließlich ein Stück durch Koblenz, wo sich am Zoll-Übergang nicht nur die Lkws stauen, sondern der gesamte Autoverkehr. Zweimal die Straße überqueren, dann geht es wieder am Ufer weiter. Immer wieder fallen unsere Blicke auf den Fluss, durchs Dickicht und auf die lieblichen, bewaldeten Hänge des Südschwarzwaldes. Häuser in Ufernähe gibt es auf beiden Seiten. Der Radweg ist manchmal etwas eng und nicht ganz ungefährlich für Sonntagsradler. Ich beginne im Eco-Modus, trotz Michaels Ansage, ohne Motor zu fahren, und schalte dann aber nach einer Weile aus.

Die Stromschnelle Lauffen bei Ettikon auf deutscher Seite ist heftig. Ich denke an Kajak und Rafting und erfahre später, dass dies dort angeboten wird. Die Stelle sei allerdings nicht ohne, sagt Michael. „Der Rhein ist kein Baggersee, hier kann man auch nicht im Sommer immer und überall einfach reinspringen.“ Muss man auch nicht, bei der herrlichen Kulisse, die man vom Rad ohnehin viel besser sieht. Nach 8,5 Kilometern erreichen wir etwa eine nostalgische Fähre. Die hat Platz für 20 Personen, fährt allerdings nur am Wochenende. Der Ein- und Ausstieg mit den schweren Rädern ist nicht ganz einfach. Bis Michael mir die Fahrhilfe gezeigt hat, habe ich bereits das Rad aus dem Kahn und über die ersten Stufen gewuchtet. Das nächste Mal höre ich aber dann besser auf meine Experten. Kadelburg hat schon von der Schweizer Uferseite aus seine Schönheit gezeigt: zwei Kirchen, die evangelische erhöht. Malerisch!

Die sieben Dörfer, die zur Gemeinde Küssaberg gehören, haben Charme. Kleine Kirchen, noch kleinere Plätze, Brunnen mit kühlem Wasser zur Erfrischung und zum Füllen der Trinkflasche. Brunnen sind hier innen blau gestrichen und erinnern an Schwimmbäder, von denen es hier am Rhein ebenfalls viele gibt. Das nennt man Lebensgefühl!

Gut zu wissen

Bei heißen Tagen bitte genügend Wasser/Getränke einplanen und Sonnenschutz nicht vergessen.

Informationen über die Fahrzeiten der Fähren einholen, denn die Fähren legen nicht immer ab.

Die Route verläuft teils in der Schweiz, teils in Deutschland – also Personalausweis und ggf. auch Schweizer Franken nicht vergessen.

Viele Orte entlang der Strecke sind gut per Bahn erreichbar – falls du abbrechen oder abkürzen möchtest.

In Kadelburg gesellt sich zum Schwimmbad noch ein Campingplatz dazu, der in Schweizer Hand scheint. Wohnmobile mit Schweizer Kennzeichen in Reih und Glied. Am Rheinufer
gibt es hier einige Stellen, um ins Wasser zu kommen. Wir radeln derweil in erdiger Landschaft (viel Mais, Wiesen, einige Kirsch- und Apfelplantagen) hinauf zur Ruine Küssaburg in 634 Metern Höhe (unser Startpunkt lag bei rund 330 Metern). Nach einer kleinen Pause lege ich zum ersten Mal den Turbo ein, um zu Michael und Regine aufzuschließen. Wir kommen gleichzeitig oben an. Die Küssaburg wurde in ihrer Geschichte wiederholt von der Schweiz besetzt. Seit dem Basler Frieden 1499 ist aber Schluss mit der
nachbarlichen Feindschaft. Die kleine Burg in historischer Mannschaftsgröße von 25 Personen war immer umkämpft, bis sie 1634 im Dreißigjährigen Krieg von den eigenen Leuten aus Angst vor einem schwedischen Angriff zerstört wurde. Dabei hatten nur die Kirchenglocken in der Umgebung Sturm geläutet …
Heute wird die Burgruine für Hochzeiten und Picknicks erobert. Kein Wunder: Der Rundumblick von hier oben auf die lieblichen Ausläufer des Südschwarzwaldes und den Kanton
Aargau ist herrlich. Ein Blick in die Historie der Burg lohnt sich aber auch. Führungen sind buchbar. Unterhalb des Schlosses bietet der Gasthof Küssaburg zudem eine große, stets gut besuchte Terrasse. Für den Einkehrschwung ist es für unser Trio noch zu früh.

Wir fahren weiter auf der Höhe bis oberhalb von Lienheim, das zu Hohentengen gehört. Von hier gibt es tiefe Einblicke in die Schweiz, wo es auch einen Ort namens Kaiserstuhl gibt. Und kurze Steigungen. Ich lege – mit etwas Abstand zu Michael, damit er’s nicht mitbekommt – kurz den Eco-Modus ein. Dann folgt eine lange Abfahrt mit herrlicher Aussicht. Und eine Einkehr im Schwimmbad Lienheim, das direkt am Rheinufer liegt. Das Wasser glitzert in der Sonne. Nicht nur Michael rastet hier hin und wieder. Die
Tische sind gut besetzt, das Weizenbier strahlt in der Sonne, während Kids sich im und am Becken vergnügen. Wir nehmen einen Imbiss. Schön hier! Ich könnte länger sitzen. Aber es geht noch einmal auf den Sattel. Auf den rund 20 Kilometern zurück bis Waldshut rollen wir über rheinnahe Dorfplätze, an Maisfeldern vorbei und über eine lange Gerade parallel zur Straße. Ich versuche das E-Bike ohne Motor auf 30 Stundenkilometer zu treten, schaffe es aber dann doch nicht ganz. Nach 40,3 Kilometern und 2 ½ Stunden Fahrzeit sind wir schließlich wieder in der Kaiserstraße. Von den fünf Balken des Akkus hat sich nur einer verabschiedet. Michael und Regine zücken den Helm. Das soll wohl sowas wie „Chapeau“ bedeuten. Nun ja, sie müssen ja nicht alles wissen …

Mehr aus der Region?

Für alle Radbegeisterten oder für alle, die Lust auf den Rad-Rundweg bekommen haben, findet Ihr hier die genaue Strecke der #heimat Radrundtour

Der Hochrhein und die umliegenden Gebiete sind allesamt Teil der FerienWelt Südschwarzwald. Weitere Ausflugstipps findet Ihr hier: Ferienwelt Südschwarzwald

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