Wer jemals den Westweg abgewandert ist, weiß, dass es nicht den einen Schwarzwald gibt. Es gibt viele – dunkle, lichte, enge, weite, steinige, felsige, typische und solche Landschaften, die man in Skandinavien vermuten würde. Und das ist selbstredend auch auf anderen Fernwegen zu sehen. So wie zum Beispiel auf dem Schliffkopf, dem Ziel der Murgleiter. Hier hat es krüpplige Kiefern, dürre Birken, seltsame Sträucher und Büsche, Flechten – und wenn schon keine Elche, dann wenigstens Hirsche.
Fremde Landschaften
Dieser Fernweg startet gemütlich in Gaggenau an der Murg und führt den Buckel hoch bis auf über 1000 Meter. Kurios ist, dass es durch die S-Bahn sehr viele Einstiegs- und Ausstiegsmöglichkeiten hat (ganz Nordbaden ist sozussagen an die Murgleiter angeschlossen). Auch schön: Wer eventuelle Gewichtsverluste nahtlos ausgleichen will – und zwar in Deluxe-Qualität – stiefelt einfach weiter bis Baiersbronn, zu Deutschlands Hotspot der Sternegastronomie. Da auch die Wanderhütten (zum Teil) von Edelgastronomen betrieben werden, kommt der Genießer definitiv auf seine Kosten.
Auf Pfarrers Spuren
Keine Sternegastronomie, dafür viele ordentliche Wirtschaften mit den köstlichsten Forellen der Welt, finden sich im Kinzigtal. Dieses Tal ist quasi die Mitte der Schwarzwälder Welt. Links des Flusses ist Nordschwarzwald und rechts am Kinzigstrand beginnt schon der Südschwarzwald. Ob das die Leute aus Hausach, Haslach oder Zell kratzt? Eher weniger, vor allem weil sie halt Kinzigtäler sind (wer braucht da schon Nord oder Süd?) und weil die Wanderwege auch mal über den Fluss gehen, wie der große Hansjakobweg (es gibt also auch einen kleinen). Dieser Wanderweg führt zu den Originalschauplätzen aus den Büchern des Pfarrers, der privat ein ganz schöner Hallodri mit vier unehelichen Kindern war. Ein Muss für eine Pause ist die Herberge Vogt auf Mühlstein, die noch so ausschaut wie vor 100 Jahren. In der Stube hängen die Porträts der Vorfahren des Wirtspaars und die ehemalige Schwarzküche, wo früher Schnaps gebrannt und Speck geräuchert wurde, ist immer noch rabenschwarz. Auch ein Muss sind übrigens die Drei Schneeballen in Hofstetten, berühmt für ihre Forellen.
Abwechslungsreich wandern
Nördlich von Freiburg beginnt der Zweitälersteig und dieser hat die Leute so begeistert, dass er 2019 zu Deutschlands schönstem Wanderweg gewählt wurde. Hier ist alles im Programm: Wasserfall, Steigungen, tolle Berge, Geotope und Täler wie das Oberprechtal, die schon den Schriftsteller und Forellenangler Ernest Hemingway vor 100 Jahren begeistert haben. Damals standen aber nur halb so viele Bäume im Weg herum. Auch interessant: Wer die Runde geht, kann am Huberfelsen schon ins Schwäbische schauen, auf dem Pfauen ins Kinzigtal und könnte by the way nach Hornberg und nach Württemberg abbiegen. Oder bei den fabelhaften Zweribachwasserfällen einfach den Glocken von St. Märgen folgen. Hochschwarzwald!
Best of Hochschwarzwald
Der Hochschwarzwald wird ganz im Süden mit dem Albsteig gefeiert. Dieser beginnt an der Schweizer Grenze und ist mehr als einmal wildromantisch (Albschlucht, Höllbachwasserfälle, Teufelsküche, Menzenschwander Wasserfälle und so weiter). Sogar ein See, der Albstausee, liegt auf dem Weg. Und dann kommen auch schon bald Herzogenhorn und Feldberg. Fernwanderer erleben hier auf Schritt und Tritt die feinste Best-of-Tour durch den Hochschwarzwald. Es gibt sie sogar in zwei Varianten, lässig oder sportlich. Klar: Fernwandern muss nicht immer eine Challenge sein …