Der Schwarzwald-Ranger aus dem Radio

Noch bevor es den Nationalpark gab, bestand der Schwarzwald-Ranger im Südwestrundfunk schon Abenteuer. #heimat-Autor Daniel Oliver Bachmann hat das Mundart-Hörspiel erfunden – und gibt Einblick ins Studio ...

Ich war noch Student an der Filmakademie Baden-Württemberg, als mir bei Dreharbeiten auf der Schwarzwald-Hochstraße ein Ranger über den Weg lief. Das tat er im übertragenen Sinne, so wie es Ideen immer tun. Deutlich sah ich ihn vor meinem geistigen Auge: Ein bärbeißiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck, der sich gegen alle Widerstände für die Natur einsetzt. Von der Idee bis zur Realisierung war es ein weiter Weg, doch 2001 strahlte der SWR die erste Folge mit dem Titel „Die reißende Floßfahrt“ aus. Seither kämpft der Schwarzwald-Ranger Peter Förstner gegen die Mühlen der Bürokratie, legt sich dabei immer wieder heftig mit dem Ministerpräsidenten an und wurde Chef des Nationalparks. Als die Wirklichkeit meine Fantasie einholte und der Nationalpark Schwarzwald 2014 tatsächlich gegründet wurde, ließ ich die Korken knallen. Für mich und die Fans des Hörspiels war klar: Das geschah nur, weil sich mein fiktiver Held im Radio seit Jahren dafür einsetzte!

So wird ein Hörspiel gemacht

Was passiert eigentlich, bis eine neue Folge wie Der Influencer im Studio aufgenommen wird? Bis es so weit ist, geht ein gutes halbes Jahr ins Land. Nach der alten Broadway-Regel „if it ain’t on the page, it ain’t on the stage“ – was nicht aufgeschrieben wird, schafft es auch nicht auf die Bretter, die die Welt bedeuten – verfasse ich für jede Folge ein Buch. Hier wird die Sache bereits trickreich: Da die Schauspieler Dialekt sprechen, muss das Buch im Dialekt geschrieben werden. Für Mundart gibt es jedoch keine eindeutige Verschriftlichung und dadurch ist sie schwer lesbar. Außerdem unterscheidet sie sich von Region zu Region. Das weiß auch Uta-Maria Heim, die beim SWR in Baden-Baden das Hörspiel betreut. „Im katholischen, vorder-österreichisch geprägten Oberschwaben klingt der Dialekt anders als im pietistischen Stuttgart, im Bodenseegebiet oder im Rheintal“, sagt sie. Daher ist es eine Herausforderung, für die verschiedenen Rollen die richtigen Schauspieler zu finden.

Zoff mit dem Ministerpräsidenten

Zum Glück können wir uns im Ländle an einer reichhaltigen Theaterszene erfreuen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler im Schwarzwald-Ranger haben unterm Jahr Engagements am Staatstheater Stuttgart und am Badischen Staatstheater Karlsruhe, am Wallgraben Theater Freiburg und beim Theater Lindenhof Melchingen. Oder im Theaterhaus Stuttgart wie Stephan Moos. Der Charakterdarsteller verkörpert im Schwarzwald-Ranger den Ministerpräsidenten. Hört man ihn, ist man davon überzeugt, Winfried Kretschmann persönlich poltert durchs Tonstudio. Dort fetzt er sich gerade mit dem Ranger, gespielt von Andreas Klaue, den Fernsehzuschauer aus dem Tatort oder SOKO Stuttgart kennen. Bei der Aufnahme kommt es vor allem auf die Aussprache an, trotzdem werden viele Szenen gespielt. Darauf legt Günter Maurer, einer der erfahrensten Hörspiel-Regisseure beim SWR, sehr viel Wert. „Nur durchs Spielen entsteht eine Sprechhaltung wie im realen Leben“, erläutert er. Deshalb unterbricht er die Handlung aus dem Regieraum immer wieder, um den Schauspielern neue Anweisungen zu geben.

Damit Kino im Kopf entsteht

Wie beim Film zieht sich auch die Produktion eines Hörspiels über viele Tage hin. Danach folgt die Postproduktion. Günter Maurer kann dabei auf ein Audioarchiv zurückgreifen mit Tausenden von Sounds. Gleichzeitig wird am Schnitt getüftelt, damit am Ende tatsächlich „Kino im Kopf“ entsteht. Gelingt das, ist es für mich die schönste Belohnung: Anders als beim Film kann sich der Zuhörer beim Hörspiel seine eigenen Bilder machen. Was mit ein Grund ist, weshalb das Mundart-Hörspiel sehr beliebt ist und sich sehr hoher Einschaltquoten erfreut. Daher wird der Schwarzwald-Ranger auch Samstagabends zur besten Primetime ausgestrahlt. Oft treffen sich die Fans dafür in Bars und Lounges. Und kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus, wenn Stephan Moos in bester Kretschmann-Manier den Ranger anpflaumt und dieser ihm nichts schuldig bleibt. Wahrscheinlich denkt sich da der echte Schwarzwald-Ranger vor dem Radio: Kreizkrabbasack, des däd ich au’ gern macha!

Neue Folge online!

Im Internet könnt Ihr viele Hörspiele digital nachhören. Die neue Folge vom Schwarzwald-Ranger „Der Influencer“ findet Ihr beim SWR oder auf Plattformen wie www.hoerspiel-freunde.de

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