Ein Auge für Heimatbücher

Matthias Grüb blickt’s! Der Freiburger Augenarzt schaut mit anderen Augen auf die Heimat und macht Bücher. Wir haben ihn besucht. 

Text: Dominik Bloedner Fotos: Daniel Schoenen

Manchmal tut Entmystifizierung not. So soll die Schwarzwälder Kirschtorte in Bad Godesberg erfunden worden sein. Die Keulen, aus denen original Schwarzwälder Schinken gemacht wird, stammen zu mehr als 90 Prozent nicht von hier.  „Man sollte mutiger mit dem Vermächtnis unserer Tradition umgehen – wobei ich für verklärte Romantik nichts übrig habe. Ich finde auch, es wird mit den Begriffen Authentizität und Regionalität im Schwarzwald gehörig Schindluder betrieben“, schreibt Hannes Finkbeiner im Vorwort zu seinem lesenswerten Buch „Schwarzwald. Meine kulinarische Heimat“, das im kleinen, feinen Freiburger 8grad-Verlag erschienen ist.

Ein Verleger und seine Geschichte

Wenn ein neues Buch erscheint, stehen oft Autor und Titel im Vordergrund, aber auch Verleger haben ihre Geschichten. Im Falle des 8grad-Verlags ist das Matthias Grüb, 52, Augenarzt aus Freiburg. Wie kommt ein Arzt dazu, auf dem umkämpften Buchmarkt mitzumischen? Aus Liebe zur Literatur und der Lust, etwas ganz anderes zu machen: „Wie man das als Akademiker halt macht, wenn einen etwas interessiert, kauft man sich erst einmal ein Buch, in meinem Fall eines über Verlagsgründungen, ich war ja komplett fachfremd“, erzählt Grüb. Heute arbeitet er vier bis fünf Tage in der Praxis, zwei bis drei Tage sind dem Verlag gewidmet.

Im Souterrain seines Wohnhauses, dem Verlagssitz, hängen die Druckbögen des ersten von ihm verlegten Buches an der Wand: „Hemingway im Schwarzwald. Über den Fluss und in den Wald“. Thomas Fuchs schreibt über den Angelausflug des späteren Literaturnobelpreisträgers nach Triberg und ins Elztal im Jahr 1922.

Knapp 30 Bücher sind inzwischen im 8grad-Verlag erschienen. Über den Westweg, Streuobst, Baden-Baden. Sachbücher und Romane. Alle Bücher des Verlags haben Fadenheftung und Lesebändchen. „Bücher müssen schön sein“, sagt Grüb. „Das gilt für den Inhalt wie für die Gestaltung.“ Und wenn man es gescheit machen wolle, dann koste ein Buch eben Geld in der Herstellung. Das sei es ihm wert. In einem Jahr – dann ist es vier Jahre her, dass ihm die Idee zur Verlagsgründung kam – will Grüb eine schwarze Null schreiben, und er ist sich sicher, dass das auch klappt.

Der Verlagsname 8grad hat mit dem achten Längengrad zu tun, der sich durch den Südwesten Deutschlands zieht, thematisch sind die Bücher dort verortet. Heimatliteratur? Wenn man so will. Grüb und sein kleines Team arbeiten von überall in der Welt aus, eine Kollegin sogar aus Südamerika. Und das merkt man dem Verlagsprogramm an. Das Heimatduselige, dieses aufgesetzte und mit zahlreichen Klischees garnierte Heimatgefühl, das in etlichen Regio-Krimis durchsuppt, das mögen Grüb und die Seinen nicht, das vermeiden sie.

#heimat Schwarzwald Ausgabe 47 (6/2024)

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Dieses Jahr starten wir tiefenentspannt in die Weihnachtszeit. Kommt mit zu den schönsten Weihnachtsmärkten in der Region und ins Elsass – wo echte Rentiere durch die Vogesen streifen und Colmar sich in ein funkelndes Weihnachtsland verwandelt. 

Hungrig? Mit feinen Wildgerichten vom Grill, leckeren Pilzrezepten und Pasteten wird es mit der neuen #heimat ein Winter zum Genießen.

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