Wo man in Freiburg Biccicletta con Amore findet

Boxenstopp mit Espresso! Das Caffé Biccicletta in Freiburg ist vor oder nach der Rennradtour eine gute Adresse. Oder einfach so…

Text: Dominik Bloedner · Fotos: Dimitri Dell

Es muss alles seine Ordnung haben, vor allem, wenn es um den Cappuccino geht. Martin Allmendinger, groß gewachsen, Fred-Perry-Shirt und Radfahrerkappe auf dem Kopf, lässt da keinerlei Zweifel aufkommen. Alles andere würde der chromglänzenden Kaffeemaschine Faema E 61 Jubile nicht gerecht werden. „Schon die belgische Radsportlegende Eddy Merckx hat für Faema auf dem Trikot geworben“, sagt Martin. Also, avanti. Die Messlatte Italien hängt hoch. Er nimmt sich Zeit. Vor dem Aufbrühen des selbst gemahlenen Kaffees erst mal ein Flash, ein Schuss heißes Wasser durch die Armaturen. Dann das Sieb mit Kaffee der Mailänder Rösterei Hardy befüllen. Wichtig: Das Sieb nicht nur ausklopfen, sondern mit einem Pinsel reinigen, damit kein Kaffeesatz zurückbleibt. „Das Aufschäumen ist die Königsdisziplin“, sagt der Barista. Jedes Mal eine frische Kanne und frische Bio-Vollmilch, bloß keine H-Milch! Das Ergebnis: mild und vollmundig.

Wir sind im Freiburger Gründerzeitviertel Wiehre. Viele Lastenräder, viele Kinder, viele Grünwähler und viele Cafés. Doch das Caffè Bicicletta, das sagt schon der Name, ist ein bisschen anders. Hier treffen die Liebe zu gutem Kaffee und Radsport aufeinander. 2013 sind Martin Allmendinger und sein Kompagnon Hansjörg Schiffelholz mit ihrem Fahrradkurierdienst in die Brombergstraße 17 eingezogen. Seitdem gibt es hier den Cappuccino aus Mailand am langen Tresen, eine Fahrradwerkstatt und italienische Rennräder der Marken Ciöcc, Casati und Cinelli zu kaufen – alles Räder mit Stahlrahmen und im Retrodesign, die zusammen mit der Faema dem Café seine ganz eigene Ästhetik verleihen. „Das hat für mich viel mehr Sexappeal. Die modernen Rennräder sehen heute ja alle gleich aus, Hauptsache High-End und Aerodynamik.“

Vom Fahrradkurier zum Barista

Seit 2022 betreibt Martin, aufgewachsen in der Daimlerstadt Schorndorf, gelernter technischer Zeichner und seit 1996 in Freiburg, das Lokal in Eigenregie. Der Kurierdienst Radsfatz wohnt nun gegenüber, die Kuriere flitzen im gelben Trikot durch Freiburg. Ansprechpartner zum stundenlangen Fachsimpeln über Rennräder gibt es im Caffè Bicicletta also reichlich.

„Ich habe im Alter von vier Jahren das Fahrradfahren gelernt“, erzählt Martin nach eine paar Schlucken Cappuccino. Immer in Bewegung, jede Menge Sport schon von klein auf. Mit den Eltern geht’s nach draußen zum Wandern, mit dem Kettler-Alu-Rennrad des Bruders oder dem Mountainbike zum Fußballtrainingsplatz am anderen Ende der Stadt. In Freiburg schraubt er zuerst Computer zusammen, 2005 schwingt er sich als Fahrradkurier in den Sattel, drei Jahre später übernimmt er als Teilhaber das Geschäft. Und schon da hat er eine vage Vorstellung von seinem eigenen italienischen Café.

Räder aus der Manufaktur

Da sind die vielen Urlaube mit seiner Frau am Comer See in Tremezzo und Menaggio, zwei Sehnsuchtsorte für viele Südbadener. Martin schaut sich die Bars an, lässt sich inspirieren, knüpft Kontakte zum Kaffeelieferanten und zu den Radmanufakturen, alles kleine Familienbetriebe aus Norditalien, aus Bergamo und Monza. Auch die Laufräder, die Schaltung und die Bremsen kommen von dort, aus dem Hause Campagnolo aus Vicenza. Die Idee dahinter: für den Kunden individuell gestaltete Fahrräder zusammenbauen. Den Rahmen gibt es ab 2500 Euro, der Endpreis beginnt ab 4000 Euro für die einfachste Ausführung. „Bei mir kommt nichts aus Asien“, sagt er. Viele Räder verkauft Martin alerdings nicht, fünf bis zehn pro Jahr. In der Coronazeit, als plötzlich jede und jeder aufs Rad musste, waren es mehr.

Aber um den Umsatz geht es ihm nicht in erster Linie, das Café und die Werkstatt bringen das Geld. Es geht ums Wohlfühlen, um schicke Retro-Räder, um die Liebe zu Italien, zur entspannten Lebensart. Gut, dass Martin mit dem Schwarzwald und der Rheinebene ebenfalls ein Radlerparadies vor der Haustür hat: Nach Ladenschluss schnappt sich der Barista sein Casati-Rad und fährt in einer Stunde auf Freiburgs Hausberg Schauinsland. „Früher ging das schneller“, sagt der 55-Jährige und muss grinsen.

Der Weg zum knapp1300 Meter hohen Gipfel ist seit vergangenem Jahr dank eines neuen Belags sicherer und bequemer für Radler geworden, die gefährliche Buckelpiste ist Vergangenheit. Anderntags fährt er auf den Belchen hoch wegen der tollen Aussicht auf 1414 Metern und der Bewirtung unterhalb des Gipfels. Was Martin hierzulande gerne meidet, sind Autos, zumindest bei steilen Anstiegen. Da weicht er lieber auf dievielen landwirtschaftlichen Nutzwege und Radwege aus. Denn an den Italienern könne man sich nicht nur in Sachen Cappuccino ein Beispiel nehmen: In dem Alpenstaat überhole man Rennradfahrer auf steilen Serpentinen besonders rücksichtsvoll, erzählt Martin.

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