Alles Porno, oder was?

Foodporn: Der Untergang des kulinarischen Abendlandes – oder eine tolle neue Quelle der Inspiration? Darüber macht sich unser Kolumnist kurz nach dem Launch der Facebook-Plattform Tasty so seine Gedanken. Er fordert mehr Mut zum Posten – aber jeden Trend-Quatsch würde er dann doch nicht mitmachen…

Text: Stephan Fuhrer

Das Internet wurde für Pornos gemacht. Das wollte uns ein Broadway-Musical schon um die Jahrtausendwende weismachen. Tatsächlich gehören Schmuddelfilmsammlungen zu den am meisten besuchten Seiten im Netz. Eine neue Art Porno macht dem Geschäft mit der Lust allerdings inzwischen mächtig Konkurrenz: der Foodporn. Zeit also, mal über digitales Essen zu reden.

Diese Zahlen muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Auf mehr als eine Milliarde Views und rund 15 Millionen Likes kam die Facebook-Plattform Tasty zum Start – und das innerhalb von drei Wochen. Inzwischen folgen 100 Millionen Menschen den kreativen Tüftlern und damit fünfmal mehr als Madonna. Dabei haben die Tasty-Macher lediglich eine Vorliebe dafür, Rezepte etwas weiterzudenken. Ein Video über einen zum Eisbecher umfunktionierten Zuckerkrapfen kommt da schon mal auf 180 Millionen Youtube-Klicks. Nur zum Vergleich: Tim Mälzer hat in dem Video-Netzwerk noch nie die Millionenmarke geknackt.

Was passiert da gerade im Netz? Und welche Auswirkungen hat das eigentlich auf unser Essen, wenn Kreativlinge auf Facebook, Instagram & Co. mit schrillen und bunten Gerichten einen Klick-Rekord nach dem nächsten jagen?

Sicher: Manches muss nicht sein. Wurstsalat aus dem Hundenapf zum Beispiel. Oder eine Frau, die sich Spaghetti in den Schlüpfer stopft. Man darf es auch schräg finden, wenn manche Restaurants die Tische so ausleuchten, dass ihre Teller mit dem Smartphone perfekt abgelichtet werden können. Die neue Lust am Foodporn aber generell als Untergang des kulinarischen Abendlands zu verteufeln, wird der Sache nicht gerecht.

Schließlich ist das Netz inzwischen ein gigantisches Sammelbecken für (Koch-) Ideen. Heißt: Inspirieren und sich inspirieren lassen. Mein Leben wäre schlechter, hätte ich nicht im Netz gelernt, dass man ein versehentlich rausgeplumpstes Eigelb mit einer Plastikflasche und ein wenig Unterdruck wieder aus der Masse lösen kann.

Also: Nur Mut! Wenn Ihr mal wieder ein Wunderwerk auf den Teller gezaubert habt, lasst die Welt teilhaben. Aber bitte nichts in die Unterhose stecken …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 10 (1/2018)

Auf dem Highway to #heimat nehmen wir Euch mit zu den schönsten Orten und berichten, wie in Bienenwachs gereifte Steaks munden.

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In der Zeitschrift #heimat geht es um Genuss in der Region, um (kulinarische) Traditionen und gute Adressen, um Manufakturen und Menschen. Idee und Konzept für #heimat stammen von Chefredakteur Ulf Tietge und seinem Team. Das Magazin wurde 2016 mit dem Ortenauer Marketingpreis ausgezeichnet und ist inzwischen bundesweit erhältlich.

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