Zu Hause ist es doch am schönsten!

Endlich wieder in Kappelrodeck! Unsere Kolumnistin kehrt nach drei Jahren Studien-Exil in Darmstadt in die Ortenau zurück – und entdeckt ihre Heimat mit ganz neuen Augen: das Vespern am Abend, die Brätschi beim Bäcker, der Blick auf das Straßburger Münster in der Ferne… wieso wollte sie eigentlich jemals weg?

Text: Sarina Doll · Fotos: Stefan Hilberer

„Nie wieder komm ich in die Ortenau zurück!“ Mit ungefähr diesen Worten und einem vollgepackten Sprinter habe ich mich nach dem Abi von meinem Heimatdorf Kappelrodeck verabschiedet. Großgeworden im Fachwerkhaus am Waldrand mit Blick über badische Weinberge wollte ich damals vor allem eins: Kontrastprogramm!

Und das bekam ich. Ich entschied mich für einen Studiengang in der Wissenschaftsstadt Darmstadt, rund 170 Kilometer von Daheim entfernt. Aus meinem trauten Kinderzimmer wurde eine 8er-WG im Studentenwohnheim. Aus Mamas Wäsche-Full-Service eine muffige Gemeinschaftswaschmaschine. Aus der gewohnten Schwarzwaldidylle eine turbulente Großstadt. Gut, Darmstadt ist vielleicht nicht die krasseste Großstadt, aber für mich als Dorfkind hatte sie wirklich so einiges zu bieten. Hier habe ich für Uniprojekte geschuftet, Freundschaften geknüpft, Hochdeutsch gelernt (oder es zumindest versucht), WG-Partys gefeiert, Apfelwein lieben gelernt und Lockdowns überstanden. Und so wurde die Stadt mit dem unschönen Namen und der weltbekannten Mathildenhöhe für mehr als drei Jahre mein, na, sagen wir mal: Zuhause auf Zeit.

Doch egal wie wohl ich mich dort gefühlt habe: Ich habe mich nie wie eine echte Hessin gefühlt, nie wie ein richtiger Heiner. So nennt sich der Ur-Darmstädter und natürlich gibt’s den Heiner auch nicht als Heiner:in gegendert, aber das nur am Rande. Darmstadt war nie Heimat. Ich meine, wie soll sich etwas nach zuhause anfühlen, wo dich der Bäcker schief anschaut, wenn du „ä Brätschl“ bestellst? Richtig, geht nicht!

Deshalb musste ich mich nicht selten meinem Heimweh geschlagen geben und spätestens (!!) alle vier Wochen die Reise gen Süden antreten. Wenn Darmstadt im Rückspiegel immer kleiner wird, Autokennzeichen plötzlich wieder mit OG beginnen und mein ist zum isch wird, dann weiß ich: Der Schwarzwald ruft! Und so kitschig das auch klingen mag: Dieses Gefühl des Vertraut-Seins ist einfach schön.

Und weil ich dieses Gefühl so sehr vermisst habe, bin ich seit ein paar Wochen wieder zurück, kann wieder ohne Navi von A nach B. Sozusagen back to the roots. Tja, Sarina aus der Vergangenheit, so viel zum Thema „Auf Nimmerwiedersehen, Baden!“ – das war wohl nichts. Was mich das Studium also auch gelehrt hat, war Heimatliebe.

Und seither ist klar: Heimat ist, wenn du reden kannst, wie dir „de Schnabbel gwachse isch“, du beim Sonntagsspaziergang das Straßburger Münster in der Ferne erspähen kannst und Vespern am Abend Pflichtprogramm ist. Mit anderen Worten: Zuhause ist es doch am schönsten!

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