Auf Schnitzeljagd in Freiburg

Wer Schnitzel will, muss zur Zähringer Burg in Freiburg. Wir erobern die Schnitzelburg! Mit Erfolg? Hier unser Restauranttest...

Text: Dominik Bloedner Fotos: Dimitri Dell

Schon vor dem Essen ist man versucht, die weiße Fahne zu schwenken. Wer bitte soll das denn schaffen?! Da nutzt es auch nichts, dass Franziska Friedrich, die quirlige, freundliche und stets zugewandte Restaurantleiterin im Gasthaus Zähringer Burg im Freiburger Norden versichert: „Doch, das hier sind zwei kleine Schnitzelportionen.“ Okay. Wir werden es versuchen. Fünf flach geklopfte, in der Pfanne kross gebratene Schweineschnitzel liegen vor uns. Für mich als Beilage ein Berg der klassischen Brägele, für die Freundin die handgeschabten Spätzle und Pilzrahmsauce, vorab eine ebenfalls imposante Schüssel mit frischem grünem Salat, angemacht mit einer hervorragend ausbalancierten Vinaigrette. Dazu für die Dame ein Waldhaus-Pils, für den Herrn eine Glottertäler Rosé-Schorle. Kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Wie der Ochsenwirt in die Burg kam

Tut es auch nicht, hier in dieser urigen, holzvertäfelten Wirtsstube im Freiburger Norden. Gasthaus Zähringer Burg heißt das altehrwürdige Lokal, doch viele Stammkunden sagen immer noch, sie gehen zum Ochsenwirt. Und das kommt so: Der Wirt Michael Winterhalter, 66, hat mehr als zwanzig Jahre das Kult-Gasthaus Ochsen geführt, berühmt damals schon für die Schnitzel und die etwas schrullige Inhaberin Margarete Gehri, die bis in die Nullerjahre hinein noch mit dem Holzkässchen zum Abkassieren von Tisch zu Tisch ging. Vor nun mehr als zwei Jahren war in dem baufälligen Gebäude Schluss. Glück im Unglück für Michael Winterhalter, denn nur ein paar hundert Meter weiter ist zeitgleich die Zähringer Burg frei geworden.

Wild aus eigener Jagd

Der Ochsenwirt hat seine Stammkunden, ein bunt gemischtes Publikum, die Qualität der Schnitzel (Lieferant: Metzgerei Färber), einen Großteil des Personals und auch das Kruzifix, das nun im Herrgottswinkel hängt und jedes Jahr mit einem frisch geweihten Palmwedel versehen wird, mit an den neuen Standort genommen. Auch Gerichte aus der eigenen Jagd – 80 bis 90 Rehe pro Saison werden verarbeitet – stehen weiterhin auf der Karte. Und die Fritteuse hat ebenfalls weiterhin Hausverbot. „Mit diesem Quatsch fangen wir erst gar nicht an“, sagt Winterhalter, unbeeindruckt von so mancher Beschwerde von Eltern, die den quengelnden Nachwuchs mit Pommes ruhigstellen wollen. Relativ neu ist die vegetarische Speisekarte: hausgemachte Maultaschen, Käsespätzle oder vegetarisches Dreierlei. Daran kommt auch ein Schnitzelgasthaus nicht mehr vorbei.

Er selbst kommt aus der Gastro. Die Familie hat den Hirschen in Wittnau südlich von Freiburg. Michael Winterhalter, ein ruhiger, freundlicher Mann, kann viel erzählen, wenn er dann später bei den Gästen am Tisch sitzt: Wie früher selbst geschlachtet wurde, wie er als kleiner Bub immer die Bauern suchen musste, wenn im Hirschen, der damals das einzige Telefon im Ort hatte, für sie angerufen wurde – und wie er sich sorgt um die Gastronomie, weil immer mehr Wirtschaften leer stehen, weil es keine Nachfolger gibt. Zwei Jahre will er noch weitermachen. Er freut sich, denn mit Franziska Friedrich steht schon jetzt die Nachfolgerin fest.

Auch wir freuen uns, satt und zufrieden, wie wir sind. Ein Zibärtle zum Abschluss, das Mousse au Chocolat oder den Apfelpfannkuchen mit Vanilleeis und Sahne, die verführerisch von der Karte grüßen, gehen beim besten Willen nicht mehr. Und das, was wir erwartungsgemäß nicht geschafft haben, kommt in die bereitgestellte Styroporbox.

www.gasthaus-zaehringer-burg.de

Telefon: 0761 / 55 38 60

Adresse: Reutebachgasse 19, 79108 Freiburg im Breisgau

Geöffnet: Do bis Mo ab 17.30 Uhr, Reservierung empfohlen.

4,1 von 5 Zapfen für das Gasthaus Zähringer Burg

Wie es unserem Autor und Restauranttester Dominik Bloedner geschmeckt hat? So sieht seine Bewertung im Detail aus:

Geschmack

Wie hat das Essen geschmeckt?

Preiswürdigkeit

Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis?

Speisekarte

Wie ist die Auswahl der Speisen?

Getränkekarte

Wie ist die Auswahl der Getränke?

Innovationsgrad

Gab es Neues oder Überraschendes?

Ökologie

Wie viel Wert wird auf Nachhaltigkeit gelegt?

Besonderheit

Wie einzigartig ist das Essen und/oder die Location?

Ambiente & Aufenthaltsqualität

Sitzkomfort, Stimmung, Licht, Dekoration, Sauberkeit, Toiletten?

Service

Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft?

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