Mundart: Über Alkohol

Es gibt viele Gründe für ein Schubserle und wenige für Mäßigung. Darum fir alli Litt ebbs zum Thema Alkohol.

Text: Pascal Cames Fotos: Syda Productions

Sagen wir’s wie es ist. Oder: Wie’s halt so isch: Robuste Naturen wie der Alemanne sind mit König Alkohol per du. Einen Anlass für ä Muul voll oder ä Lapp voll gab’s immer. Nehmen wir die Fasent … Oder ä rächts Fäschd, der Firowe oder wenn Postler oder Poschbott zweimal klingeln. Auch ä Gitterle (Glasballon im Weidenkorb) mit Moosch (Most) oder eine volle Flasche Kirschwasser sind Anlass genug, um einer zu pfetze.

Griesewasser oder Rossler?

S’bäscht Wasser isch’s Griesewasser, tönt es hinten im Kinzigtal über das Wässerle, das mit der Griese (von französisch cerise, Kirschen) gebrennt wird. Aber es gibt ja noch anderes Obst, sagen wir Zwätschke oder Tombinambur, wie der Rossler auf fast Hochdeutsch genannt wird. Frijger (früher) war der Schnaps alle Mol härter. Alles, was unter 50 Prozent war, galt in jenen Tagen nicht als richtiger Schnaps.

O je, ä Simsekräbsler!

Auch beim Wein wurden Qualitätsunterschiede bemerkt. Wenn ein Simsekräbsler im Römer war, dann hatte der Wirt einen minderwertigen Wein ausgeschenkt. Meistens war’s so, denn mit der Kellerwirtschaft war’s früher meistens Essig. Heute gibt’s bekanntlich keine schlechten Weine mehr, da wegen der viele Sunn die Oechsle durch die Decke schießen.

Granate voll

Da nun Mäßigung nicht unbedingt im Wortschatz des Alemannen ist, hatte manch tapferer Schwarzwälder schon bald einer hugge (einen sitzen) oder runde Fieß. Dass man mit „runden Füßen“ ä Schlagsiett hett, ist ja naheliegend! Der hochschwarzwälder Dialekt-Spezi Fidelius Waldvogel meint, dass man dann „nicht allein“ kommt oder „ä bägel hett“. In Kinzigtal heißt’s ä Brägel im G’sicht. Als Rattala voll, Granate voll, g’schisse voll (alles elsässisch) könnte man diesen seligen Zustand auch beschreiben.

Obacht! Auch wenn Sepp, Fritz und Xaver nix gegen ä Schwiepsle oder Stipperer hatten, wussten sie doch um die Gefahren. Der überlieferte Spruch „O du edler Gerschtesaft, der uns uff der Bode rafft, mienem Vadder hesch's a due, mir hesch losse auch kei Ruh“, war als Warnung gedacht.

Zum Schluss ä Schubserle

Statt nun zu süffe oder suffe, stand das gemütliche „Sürfle“ höher im Kurs. Sürfle heißt in etwa schlürfen und ist eine Art Frühform des Slow Food. Wie jeder Weinfex weiß, schmeckt man so mehr, als wenn man den Wein einfach so gurgelt. Sürfle hat Potenzial: Zum einen ist wenig trinken billiger, zum anderen wird der Ruf nicht ruiniert. Wer will schon ein Suffkopf sein? Vielleicht wird darum im Badischen gerne alles verkleinert? Bierle, Weinle, Gläsle, Schnäpsle … Wenn’s dann doch zu wenig ist, wird halt noch ä Schubserle bestellt. Das lässt sich mit Schluck übersetzen. So kommt halt auch ebbes z’samme. Prooscht!

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