Natürlich war uns klar, dass ein hundertprozentiger Verzicht auf Plastik schwierig wird. Aber massiv reduzieren, sollte doch möglich sein. Und wir – also mein Mann Tom, mein Sohn Mats und ich – legen jetzt einfach mal los. Wir kramen Gläser und Behälter aus den Schränken, die uns ab sofort beim Einkäufen begleiten. Aus Baumwolle nähe ich Säckchen für Obst und Gemüse. Große Einkaufstaschen benutze ich schon immer.
Der erste Einkauf
Ab in den Supermarkt. Erster Halt: Obst und Gemüse. Gurke, Zucchini, ein Bund Möhren, Zwiebeln und Äpfel lege ich lose in den Korb. Pfifferlinge kommen in einen der Beutel. Null Verpackung, außer den kleinen Aufklebern. Läuft! Euphorisch geht es zu den Milchprodukten: Glasflaschen mit Milch, Sahne und Joghurt verschwinden im Einkaufswagen. Jetzt noch Quark und Buttermilch … aber die gibt es nicht ohne Plastik. Der erste Dämpfer. Ich entscheide, für dieses Mal darauf zu verzichten.
An der Fleischtheke werde ich unsicher. „Entschuldigung“, frage ich schüchtern, „Ist es vielleicht möglich, dass Sie Fleisch in diese Box …?“ „Natürlich, gar kein Problem!“ ist die freundliche Antwort. Super! Mein Behältnis darf aus Hygienegründen nur auf dem Tresen stehen, auf keinen Fall dahinter. Das Fleisch wird abgewogen und kommt, wie ich will, ohne alles in die Glasschale. Allerdings wird zum Wiegen ein Papier untergelegt. Wenn es nicht bei mir landet, dann eben hier im Müll, also nehme ich es mit – Rückschlag zwei. Bei der Wurst bin ich schlauer: Ich bestelle von hart nach weich. Erst Schnittwurst und Schinken, zum Schluss Leberwust – bitte im Naturdarm. Die wird dann in das eine Papier eingewickelt – immerhin drei Papiere und die Plastiktüte gespart. An der Käsetheke das gleiche Spiel.
Müsli kaufe ich nicht fertig, denn ebenso wie die Lieblingsflocken von Mats ist es in Pappe UND Plastik verpackt. Stattdessen nehme ich Haferflocken, Rosinen und Nüsse in Papierverpackung und mache es später selber. Aber Mist! Sogar hier ist ein Sichtfenster aus Plastik angebracht.
Am Ende stehe ich zufrieden an der Kasse. Ich komme hier zwar nicht ganz ohne Plastik raus, aber es ist zumindest wirklich wenig.
Es sind die kleinen Dinge
In der Kita hole ich meinen Fünfjährigen ab. Mama, kann ich ein Eis? Klaro! Erst beim Aufreißen der Packung fällt mir auf, dass das nicht zum Plan passt. Es sind diese kleinen unbedachten Momente, bei denen sich der Plastikmüll in unser Leben schleicht. Zu Hause krame ich die Eiszubereitungsförmchen raus. Biofruchtsaft mit Wasser 50:50 mischen, einfüllen und ab in die Gefriertruhe. Im Sommer kam dieses Fruchteis mindestens so gut an wie die kleinen in Plastik verpackten Monster.
In den nächsten Wochen stelle ich fest: Beim Einkauf kann man Abfall schnell reduzieren, wenn man die Augen offenhält. Ganz ohne geht leider nicht – auch nicht im Bioladen und sogar auf dem Markt ist es schwierig. Ich fange an nachzufragen, warum Salat in einzelne Plastiktüten verpackt wird, ob es keine Himbeeren in Pappschalen gibt, warum (BIO!-) Gurken noch mal in Folie eingeschweißt werden oder wann man Nudeln lose kaufen kann. Oft stoße ich auf positive Resonanz. Offensichtlich hat der Einzelhandel offene Ohren. Wenn die Kunden nur mitmachen, wird sich hier schnell viel tun! Kleine Geschäfte sind noch flexibler.
An einem Mittag setze ich mich ans Telefon und frage Metzger von Karlsruhe bis Freiburg, ob ich mit meinen Schalen und Boxen bei ihnen einkaufen könnte. Beinahe überall höre ich ein „ja!“. Wer es nicht macht, hat Angst vor Ärger. Mein Tipp an alle: Fragt einfach in Euren Läden, was möglich ist. Die meisten sind schon dabei.