Europapark - Ein Blick hinter die Kulissen

Der Europa-Park wird 50 Jahre alt – zu diesem Jubiläum haben wir uns hinter den Kulissen umgesehen und Orte besucht, die Besuchern verborgen bleiben..

Mit mehr als 6 Millionen Besuchern pro Jahr ist der Europa-Park eines der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands – und ein Tourismusmagnet für die Ortenau. Im Park gibt es mehr als 100 Attraktionen – und Deutschlands größtes zusammenhängendes Hotel-Resort ist ebenfalls in Rust zu finden.

Den 50. darf man sich vergolden. Anna Hüllner verpasst nicht nur einem „Happy Birthday“-Schriftzug für einen der Brunnen im Europa-Park neuen Glanz, sondern auch den Park-Maskottchen Ed und Edda. Gerade haben die Wägen für den neuen 3D-Darkride Grand Prix Edventure frisch lackiert die Werkstatt verlassen. „Hier hat man schon besondere Aufträge“, sagt die junge Malerin in der bunt beklecksten Hose. Ihr Kollege bepinselt gerade akribisch ein Holzschild für die neue Westernstadt. Der Freizeitpark in Rust wächst, entführt in immer wieder neue Welten. Der Aufwand dafür: gigantisch – aber für die meisten Besucher unsichtbar. So viel wird bei der Backstage-Presseführung durch das Imperium der Familie Mack schnell klar. Neue Attraktionen im Freizeitpark machen nur einen kleinen Teil der Bautätigkeiten aus. „Unsere Infrastruktur ist mittlerweile so komplex wie die einer mittelgroßen Stadt“, sagt Ann-Kathrin Mack, seit kurzem die erste Frau in der Geschäftsführung. Kaum zu glauben, dass vor mehr als einem halben Jahrhundert hier alles mit ein paar Hektar angefangen hat.

Wie alles begann

Rust ist heute ohne den Europa-Park kaum vorstellbar. Dabei wollte das Familienunternehmen Mack aus Waldkirch seine selbstgebauten Achterbahnen ursprünglich in Breisach präsentieren, beim Europa-Weiher. Die Pläne für das Rhein-Überschwemmungsgebiet fielen buchstäblich ins Wasser, dafür wurde Roland Mack auf dem Heimweg von der Karlsruher Universität auf das kleine Fischerdörfchen im Ortenaukreis aufmerksam. Die Familie kaufte der Gemeinde den Park des Schlosses Balthasar ab und am 12. Juli 1975 öffnete der Freizeitpark mit damals 15 Attraktionen seine Pforten. Bis heute flanieren Besucher durch die historischen Parkanlagen aus dem 16. Jahrhundert und im Schlossrestaurant finden regelmäßig Badische Rittermahle statt.

Authentische Themenwelten

70 Mitarbeiter zählt alleine die Gärtnerei, die kürzlich ein modernisiertes Gewächshaus bekommen hat. „Der Park soll jeden Tag perfekt aussehen“, sagt Sebastian Elender, Betriebsleiter Landschafts- und Gartenbau. Er und sein Team pflegen um die 7500 Bäume und hunderttausende Pflanzen, nicht nur im Schlosspark, sondern auch in den 20 Themenbereichen des Freizeitparks. Die sind größtenteils an verschiedene europäische Länder angelehnt, von echten Sehenswürdigkeiten inspiriert, und da muss natürlich auch die Vegetation stilecht sein. „Meine persönlichen Highlights sind der alte Baumbestand im Themenbereich Deutschland oder der 800 Jahre alte Olivenbaum in Kroatien“, sagt Sebastian Elender. Im Europa-Park ist vieles echt, das anderswo bloße Kulisse wäre, so auch die Häuser – und man entdeckt bei jedem Besuch Neues. Das hat schon so manchen Vergnügungspark-Muffel bekehrt. Den Historiker Stefan Lindl zum Beispiel: Der singt in seinem kürzlich erschienenen Buch „Der Park“ ein Loblied auf die Ruster Authentizität.

Authentizität trifft auf Action: Die Macks brechen regelmäßig Rekorde mit ihren Großattraktionen. Die neueste Achterbahn Voltron Nevera trumpft mit sieben Umdrehungen,
2,2 Sekunden Schwerelosigkeit am Stück und dem steilsten katapultartigen Start der Welt auf. Das verträgt halt nicht jeder Magen – bevor #heimat das Führerhäuschen besichtigen darf, putzen Mitarbeiter noch schnell einen Achterbahnwaggon. Aber innerhalb von Minuten läuft's wieder. Die Parkgeschichte kennt auch weitaus größere Katastrophen: So wurden von Fans heißgeliebte Attraktionen wie die Piraten in Batavia, der Alpenexpress Enzian und 102 die Tiroler Wildwasserbahn in den vergangenen Jahren bei Bränden beschädigt und wieder aufgebaut. Der Park wird größer, und die Brandschutzmaßnahmen wachsen mit. 60 Feuerwehrmänner und -frauen sind im Frühjahr des großen Jubiläumsjahres in eine neue Werkfeuerwehr ein gezogen, zudem koordiniert eine neue Leitstelle Rettungseinsätze im Park. Man wolle in Sachen Sicherheit führend sein, sagt Ann-Kathrin Mack bei der Presseführung zur Einweihung der neuen Infrastrukturgebäude. Ein bisschen Show darf es bei dem ernsten Thema trotzdem geben, plötzlich rutschen Männer in Uniform zu Beats von der Stange und legen eine heiße Sohle aufs Parkett – die Feuerwehr hat für diesen besonderen Einsatz Unterstützung bei den Tänzern des Parks angefordert ...

Apropos Shows: Die hielten 1982 mit der Eröffnung des italienischen Themenbereichs Einzug in den Park. Wenn man heute alle an einem Tag hintereinander schauen würde,
ließen sich gut 23 Stunden füllen. Nachwuchs für die Sparten Tanz, Akrobatik, Musik und Kunst zieht sich der Europa-Park seit 2014 auch in der von Katja Mack gegründeten
Talent Academy heran. Für 250 Mitarbeiter des Bereichs Entertainment und Marketing gibt es ebenfalls ein eigenes Gebäude. Neben Proberäumen hat dort auch das Kostümatelier unter der Leitung von Nadine Trautmann sein Zuhause. Sie hat viel zu tun. Denn von der Zorro-Stuntshow in der spanischen Arena bis hin zur großen Geburtstags-Parade mit mehr als 80 Künstlern – alle brauchen was zum Anziehen. Um die 100 000 Kleidungsstücke lagern im Gewandhaus. Wenn am Wochenende irgendwo auf einer Bühne eine Naht reißt oder ein Knopf abspringt, ist eine Schneiderin zur Stelle.

Tour durch die hauseigene Logistik

Was für eine Logistik! Und natürlich: Auch für den steten Nachschub an Park-Equipment und Zutaten für die Gastronomie gibt es ein eigenes Zentrum. Das Gebäude mit der riesigen Lagerhalle riecht wunderbar nach Popcorn, weil dort auch Süßigkeiten hergestellt werden. Ohne akribische Ordnung würde hier nichts laufen, allein 180 Paletten Toilettenpapier
bekommt der Europa-Park jedes Jahr geliefert. Sollte je wieder eine globale Pandemie ausbrechen, hüten die Ruster eine wahre Goldgrube. Verschiedene Sorten werden von hier aus in den Park verteilt – je nach Bereich und Hotel, verrät Logistik-Leiterin Martina Stojmenov.

Übernachten im Europapark

Ach, die Hotels im Europa-Park: Die sind eigentlich auch eine eigene Welt für sich. Und bis vor 30 Jahren noch komplettes Neuland für die Achterbahnbauer. In den frühen 90ern hatte nämlich noch kein einziger deutscher Freizeitpark ein Hotel gebaut. Auch Franz Mack, so erzählt man es im Europa-Park, soll zunächst so skeptisch gewesen sein, dass er nachts ins Architekturbüro schlich und mit der Rasierklinge eine Etage aus dem Plan für das El Andaluz heraustrennte. Eine Fehleinschätzung, das Interesse an Übernachtungen im Park erwies sich als groß. Schon ein Jahr nach Eröffnung wurde das Themenhotel im spanischen Stil erweitert, und weitere individuell gestaltete Häuser wie das Castillo Alcazar, das Colosseo, Santa Isabel und Bell Rock folgten.

Warum sich eine Übernachtung auch für Einheimische lohnt

Wer wie #heimat aus der Ortenau kommt, wird sich die Nacht im Park vielleicht eher verkneifen. Ein Fehler! Unsere Backstage-Tour nimmt einen Abstecher in das zuletzt eröffnete 4-Sterne Superior Museums-Hotel Kronasar, in dem man in Skandinavien-Optik – mit Blick auf die Wasserwelt Rulantica – auf den Spuren von Naturforschern wandelt. Schon in der Lobby muss man staunend den Kopf in den Nacken legen und das riesige Skelett einer Meeresschlange bewundern, die sich mehrere Stockwerke in die Höhe windet. Die Premium Penthouse Suite ist gerade frei – schauen wir doch mal rein! Ulrike Braun, Senior Sales Managerin der
Europa-Park Hotels, nimmt uns mit und klopft sicherheitshalber an – es ist die Anekdote überliefert, dass Roland Mack bei einer Hotel-Führung schon einmal einen Gast im Bett vorgefunden habe …
Das Bett ist leer, ebenso das zum Zimmer gehörende Dampfbad. Nett hier! Wer nach einem Tag im Park noch weiterfahren will mit Mack Rides, kann in der Suite liegend weitermachen: Das Bett dreht sich auf Knopfdruck um sich selbst. Blick auf den Kamin, Balkon oder Fernseher? Für 1100 Euro Aufpreis hat man die ganze Nacht Zeit, um sich für eine Perspektive zu entscheiden ...

Es geht auch günstiger: Seit mehr als 20 Jahren kann man am Rande des Europa-Parks im Tipi zelten. Im Jubiläumsjahr wird das Camp Resort zur Silver Lake City ausgebaut. Teil der Westernstadt wird dann auch das neue Haus „Kleine Helden“ sein, in dem sich Familien nach einer Krebserkrankung ihres Kindes eine Woche lang kostenlos erholen können.

Wie geht’s weiter? Platz für noch mehr Erweiterungen wäre vorhanden und auch bestehende Attraktionen werden weiterentwickelt. So gibt es Überlegungen, die fast 30 Jahre alte Achterbahn Euro-Mir im russischen Themenbereich – bekannt durch ikonischen Soundtrack und Türme – in einigen Jahren durch eine neue Attraktion zu ersetzen. Von Politik und Konflikten lasse man sich bei der Gestaltung des Parks allerdings nicht beeinflussen, hat Roland Mack erst kürzlich wieder mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine klargestellt. Fest steht: Neben dem Europa-Park soll auch die Wasserwelt Rulantica in Rust weiter wachsen. Wieder neue Welten, die Maler, Schneider, Gärtner, Künstler und Co. zum Leben erwecken werden …

DAS GANZE JAHR LANG PARTY

Neben Themenfesten zu den Ländern im Europa-Park gibt es weitere Events: Am 12. Juli, dem Geburtstag von Deutschlands größtem Freizeitpark, und am 23. August, an dem
der 10. Geburtstag des Europa-Park JUNIOR CLUB gefeiert wird, gibt es Action und Spaß bis Mitternacht. Alle Infos unter Events zum 50-jährigen Europapark-Jubiläum.

#heimat Schwarzwald Ausgabe 49 (2/2025)

172 Seiten – so dick haben wir noch nie aufgetragen! Außer vielleicht bei der Kirschtorte, die uns Konditorin Lisa Rudiger am Titisee gebacken hat. Klar, das Rezept verraten wir Euch. Außerdem gibt’s von uns zum Geburtstag Einblicke hinter die Kulissen unserer Magazin-Manufaktur, ein fettes Gewinnspiel mit zehn handverlesenen Preisen aus dem Schwarzwald und die vielleicht schönsten Trachtenfotos seit es den Bollenhut gibt …

Dabei soll es Euch nicht zu heiß werden. Zur Abkühlung laden wir zur Kanutour auf dem Schluchsee, 
zum Biken am Rhein und aufs Melonenfeld. Richtig: Mit Früchten aus dem Markgräflerland und Adler-Chef Daniel Fehrenbacher heben wir den Sommersnack auf Fine-Dining-Niveau.

Apropos saftig: Steht Ihr sommers am Grill und fragt Euch, wie das perfekte Steak gelingt? Damit ist Schluss, dank Grillgott Heiner vom Forum Culinaire. Zu perfekt gegarten Fleisch servieren wir feinste Gin-Tonic-Kräuterbutter und Kartoffeltaler mit Speck und Jalapeños. So kann das Gartenfest kommen!

In diesem Sinne: Auf viele weitere Jahre #heimat! Wir hoffen, Ihr seid dabei!

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