Aber auch das ganz selbstverständlich. Er ist so, wie er ist. Und sein Wein auch. Und er ist stolz auf das, was er geschafft hat. Allein der Ausbau seines kleinen, feinen Weinkellers war mit enormen Anstrengungen verbunden. Der Boden musste in mühevoller Kleinarbeit abgetragen und ersetzt werden. Damit steht er seinen Ahnen in nichts nach: Anfang des 18. Jahrhunderts hauten seine Vorfahren den Keller, in dem bis heute die Danner’schen Schätze lagern, in den Durbacher Granit. Er ist einer, der richtig schaffen kann. Das merkt man schon am Händedruck.
Wachsen und Werden
Danners Wein ist naturbelassen an- und ausgebaut. „Es kommt nichts rein, was da nicht reingehört“, sagt er. „Ich beeinflusse den Reifeprozess meiner Weine nicht. Ich verwende keine Gelatine zur Klärung und vergäre zum Teil mit Naturhefen. Meine Reben bringen alles mit, was sie brauchen.“ Er traut seinem Wein und gibt ihm Zeit. Viel Zeit. Seine sorgsam gehegten Fässer sind die Kinderstube für den Wein. Oder auch das Jugendzimmer.
„Am Anfang sind sie wild und ungestüm, haben manchmal so ihre Unarten, später dann entwickeln sie sich. Der eine hat einen etwas sanfteren Charakter, der andere ist ein bisschen dominanter – wie bei den Menschen“, sagt Alexander Danner.
Und jetzt kommt das Oberhaupt der Tibeter ins Spiel: Im Danner’schen Weinkeller steht zwischen den Weinfässern ein CD-Player. In Dauer-schleife beschallen Heil-Mantren des 14. Dalai-Lama die Fässer und Tanks. Alexander glaubt an die positiven Schwingungen, die von diesen Gesängen ausgehen.
Was so esoterisch daherkommt, ist harte Arbeit. Ob im Weinberg oder im Keller. Da baut er den Riesling im Barrique aus. Oder verhilft seinem Spätburgunder durch eine lange Reifezeit zu ungeahnter Fülle. Er denkt nach und fühlt sich in seinen Wein hinein.
Pferd oder Frucht?
„Im Wein stecken zwei Millionen Aromen“, sagt er. „Ob jemand Maracuja, Kiwi oder frisch gerittenen Pferdesattel herausschmeckt, ist individuell verschieden. Und jeder hat mit seiner Beschreibung recht.“ Seine Tropfen sind tatsächlich besonders.
Nuancenreich, vielschichtig und überraschend. Selten sortentypisch, aber das ist auch so gewollt. Das war auch der Grund, warum er sich 2016 dazu entschied, seine Produktion auf Landwein umzustellen. Und damit Abschied zu nehmen von den Vorgaben, die für Qualitätsweine gelten. Denn da geht es auch um die Erfüllung bestimmter geschmacklicher Kriterien. Mit diesem Entschluss waren auch die für die Vermarktung einst so wichtigen AP-Nummern Geschichte für den Betrieb. „Ich stecke viel Leidenschaft und Liebe in mein Winzerhandwerk und das Ergebnis zählt für mich und meine Zielgruppe.“ Mit seinem Ausstieg verschwand einerseits der Druck. Andererseits sah er sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Naturwein war kein neues Phänomen, aber es gab keinen entsprechenden Markt. Sommeliers, Küchenchefs und Endkunden mussten an das Thema herangeführt und dafür sensibilisiert werden.
Ein Naturwein ist nach dem Weingesetz ein Landwein. Und der galt bis vor einigen Jahren gemeinhin als schlicht oder minderwertig. Unkundige sprachen gar von Verschnitt. Erst die Sehnsucht der Kunden nach naturbelassenen – echten – Lebensmitteln verhalf dem Naturwein zum Aufstieg. Mittlerweile gibt es spezielle Landweinmärkte und auch Platz in den Regalen gut sortierter Supermärkte und Weinhandlungen. Alex ist glücklich, dass seine Philosophie, die auf dem Respekt vor der Natur gründet, Anklang findet. Und der Dalai-Lama hätte an einem Gläschen eines von ihm besungenen Rieslings bestimmt seinen Spaß.