Damals hieß das Heft noch #heimat Ortenau, seit 2018 ist es #heimat Schwarzwald. Wie kam es dazu?
Wir haben uns den Schwarzwald anfangs nicht zugetraut. Du weißt: Wir sind als ganz kleiner Verlag gestartet. Ich weiß gar nicht, ob wir damals schon zehn Leute waren? Und uns ging’s darum, die Region vor der Haustür zu entdecken, und das war die Ortenau. Dazu kam, dass wir mit dem damaligen Landrat Frank Scherer einen Unterstützer fanden, der uns viele Türen geöffnet hat. Dann haben wir aber festgestellt: Andere Regionen um uns herum interessiert das alles auch, sie identifizieren sich nur nicht mit der Ortenau. Dann kam Hansjörg Mair zur Schwarzwald Tourismus GmbH, hat den Tourismus in der ganzen Region verändert, nämlich in die gleiche Richtung, in die wir auch bereits gegangen waren. Moderner, weltoffener, nicht mehr so klassisch. Da hatten wir den nächsten Gleichgesinnten gefunden – und haben uns auch getraut, den nächsten Schritt zu gehen.
Was viele Leser gar nicht wissen: #heimat-Herausgeber ist nicht dein alleiniger Job, Du bist auch Geschäftsführer und Inhaber einer Agentur in Offenburg, in der Markenauftritte, Kundenmagazine, Imagefilme, Webseiten und Social-Media-Strategien entstehen. Welchen Impact hatte #heimat nach dem Start auf dein Unternehmen und welche Bedeutung hat das Magazin heute noch?
#heimat war wie eine Rakete auf dem Rücken! Auf einmal haben wir viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die auf uns zukamen, weil sie sagten: „Hey, ich finde #heimat klasse, ich möchte euch kennenlernen!“ Mit ihnen kamen neue Ideen und Möglichkeiten. Das heißt, #heimat hat uns überhaupt erst zu dem gemacht, was wir heute sind. Und das Magazin spielt für uns nach wie vor eine riesige Rolle. Nicht nur nach außen hin: Es ist die Love Brand, die uns auch als Team zusammengebracht hat und zusammenhält.
Gibt es Geschichten, an die du dich besonders gern erinnerst?
Ja, auch wenn ich sie nicht alle selber gemacht habe. Für mich persönlich war die Football-Geschichte das einschneidendste Erlebnis, weil sie mein ganzes Leben verändert hat. Ich erinnere mich aber auch extrem gern an den Schwarzwald-Schamanen, als Jigal Fichtner Konrad Stiefvater fotografiert hat, mit dem ich heute sehr gut befreundet bin. Und ich kann mich auch heute noch kaputtlachen, wenn ich daran denke, wie wir damals die Bilder gesehen haben, als Pascal aus der Schwitzhütte mit pechschwarzen Füßen zurückkam. Ich erinnere mich noch gut an Mister Piggeldy, den wir selbst aufgezogen hatten. Ja auch ein Knaller! Man macht so ein Magazin und schafft sich ein Wollschwein an, das man über anderthalb Jahre begleitet und dann zum Schlachter bringt. Aber Aufwand haben wir ja eh nie gescheut.
Selbst einen #heimat-Hühnerstall gab’s, eine #heimat-Streuobstwiese, einen eigenen Gin …
Ja, und beim Hühnerstall haben wir beiden es geschafft, dass wir uns gegenseitig beinahe die Finger abgehackt hätten, als wir einen der Hähne nach einem Hahnenkampf notschlachten mussten. Erinnerst du dich? Das war wild …
…ich erinnere mich, aber eher so herum, dass Du es warst, der mir mit dem Beil fast die Hand abgehackt hat. Nicht umgekehrt …
Oder so. Hast recht. Ging ja gut aus (lacht)
Wenn ich mich daran zurückerinnere, wäre das eine Geschichte gewesen, die ich nicht gebraucht hätte. Gibt es auch bei dir welche, die du im Nachhinein lieber nicht gemacht hättest?
(überlegt) Da fällt mir tatsächlich keine ein …
Also ich erinnere mich zum Beispiel an einen Ulf mit Gurken auf den Augen und so etwas wie Müsli im Gesicht …
Das war die essbare Kosmetik. War als Protagonist gar nicht so unangenehm. Aber natürlich geht auch mal was schief …
Zum Beispiel?
An Weihnachten sind wir oft gescheitert. Das hat uns regelmäßig an den Rand des Wahnsinns gebracht. Es gab nichts, wo wir mehr Schwierigkeiten hatten als mit Deko-Ideen und so Zeugs. Wir können Food anrichten – aber Tannen?
Ich erinnere mich an ein Weihnachtsshooting im Hotel Erbprinz in Ettlingen, wo wir nicht in der Lage waren, einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Am Ende musste eine Hotelangestellte aushelfen.
Siehst du, Weihnachtsbäume sind so etwas wie Endgegner. Lass uns das einfach einsehen…
Deshalb gehen wir besser zurück zum Food. Was war das Leckerste, was du bei den Shootings in 10 Jahren #heimat verputzt hast?
Oh, das kann ich dir nicht sagen! Weil die Sachen halt auch so unterschiedlich waren. Wir haben zum Beispiel perfekt gegrillt. Also wirklich perfekt, besser geht es nicht! Ich glaube, eines der großartigsten kulinarischen Erlebnisse war mit Ronny Loll. Seinerzeit haben wir ein Kochbuch produziert und dafür ein langes Wochenende in einem Ferienhaus gekocht. Er, ich, er, ich – immer abwechselnd. Das war extrem lecker, und ich habe immer noch Rezepte von damals, die so in meinen üblichen Fundus eingeflossen sind. Aber das ist ja auch das Schöne: Ich finde, es gibt nicht das eine Essen, das alles überstrahlt, sondern es gibt Gerichte, die zu einer bestimmten Situation perfekt passen – und dann ist es auch egal, ob an Koch und Essen ein Stern dranhängt oder nicht.