Net gschimpft isch globt gnug

Wenn unser Kolumnist auch nur leichte Kritik an den Kochkünsten seiner Frau übt, fliegen ihm die Kochlöffel um die Ohren. Zu Recht, könnte man jetzt sagen. Aber konstruktives Feedback ist doch wichtig, oder? Wie also sagt man einem Koch am besten, dass die Spätzle letztes Mal aber besser geschmeckt haben? 

Text: Stephan Fuhrer

Das mit dem Feedback für den Koch ist ja immer so eine Sache. Wenn meine bessere Hälfte zu Hause für mich kocht und ich ihr Schaffen huldige, glaubt sie mir nicht. Wage ich dagegen leise Kritik, kann es passieren, dass mir die Kochlöffel um die Ohren fliegen. „Ich kann halt einfach nicht kochen“, heißt es dann selbstkasteiend. Oder – die extrovertierte Variante: „Dann mach Deinen Scheiß halt allein!“ Ihr merkt: Meine Herzensdame ist nicht auf den Mund gefallen. Also: Am besten nix sagen! Net gschimpft isch ja bekanntlich globt gnug.

Das fällt mir allerdings nicht immer leicht. Von Haus aus bin ich es gewohnt, dass am Tisch über Kochleistungen offen diskutiert wird. Früher kam es gar zu regelrechten Tribunalen, in denen meine Mutter ihrem (in Sachen Herd begrenzt geübten) Ehemann und den beiden Söhnen förmlich ausgeliefert war. Und das obwohl Mama ja eigentlich die beste Köchin der Welt ist – wie so viele Mütter halt. „Die Spätzle häsch s’letschte Mol aber besser nakriegt“, hieß es dann. Oder: „Im Erdäpfelsalat häsch wieder viel z’viel Pfeffer.“ Mamas Verteidigungsstrategie war eingeübt: „A wäng Pfeffer muss scho dra si“, sagte sie dann. Kategorie: Totschlagargument.

Im Restaurant sieht die Sache freilich anders aus. Die Frage „Isch’s recht?“ ist in den meisten Fällen ja ohnehin rhetorisch. Welcher Kellner hat schon Lust, sich die nackte Wahrheit anzuhören?

„Wenn Sie schon fragen: Die Brägele sind dem Küchenchef echt gelungen! Leider gilt das nicht fürs Fleisch. Das ist nämlich so trocken, wie es der Wein hätte sein sollen. Und diese Soße möchte ich dann doch lieber verwehren. Sagen Sie: Kommt die aus dem Eimer?“ Nun gut: Bei 10,90 Euro fürs Rumpsteak muss man den Ball auch mal flach halten. Bei Kritik geht es ja auch um Verhältnismäßigkeit. Ergo: „Es isch alles recht, danke!“ 

Wenn keiner was sagt, auch das ist wahr, wird der Koch allerdings niemals den Soßeneimer in den Ausguss kippen und umdenken. Nur: Wenn Kritik geäußert wird, dann sollte sie immer konstruktiv und niemals persönlich beleidigend sein. So lernt man es bei Manager-Trainern und das gilt selbstredend auch zu Tisch. Noch so ein Credo: Der Kritikempfänger sollte das Ganze nicht persönlich nehmen, sondern sich Gedanken machen, ob die Sache zutrifft.

Fazit? Traut Euch ruhig öfter, die Dinge anzusprechen! Außer natürlich, Ihr wisst vorher schon, dass ihr anschließend auf dem Sofa schlafen müsst …

#heimat Schwarzwald Ausgabe 11 (2/2018)

Noch marmeladiger kann ein Magazin überhaupt nicht sein! Außerdem hauen wir Burger auf den Grill, die nicht so heißen sollen...

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