Traumhaftes Konstanz: Die besten Tipps und Adressen

Sie ist die einzige Stadt Deutschlands, in der ein Papst gewählt und einer Kurtisane ein Denkmal errichtet wurde – von der Traumlage ganz zu schweigen

Text: Patrick Czelinski · Fotos: Jigal Fichtner

Konstanz ist vor allem eines: wunderschön! Die „Stadt zum See“ mit ihren 85.000 Einwohnern liegt nicht nur traumhaft, sondern ist auch voller Leben – was sie vor allem ihren 17.000 Studierenden verdankt. Ich war übrigens mal einer davon, ist aber lange her. Umso schöner, dass ich meinem „Konschtanz“ endlich mal wieder einen Besuch abstatten darf. Diesmal nicht mit Lehrbüchern unterm Arm, sondern mit einem Notizblock bewaffnet – und mit einem Fotografen im Schlepptau, der aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Weil es hier so schön ist …

Freitag, 16:30 Uhr

Da ist er! Der erste Blick auf den Bodensee zwischen Singen und Radolfzell ist immer der schönste. Sanft liegt er da und glitzert im Winterlicht, bezaubernd wie eh und je. Eine Viertelstunde später überquert die Schwarzwaldbahn ratternd die Rheinbrücke und fährt in den Konstanzer Bahnhof ein. Naja, eher ins Bahnhöfle … Noch bevor es ins Hotel, geht muss ich Seeluft schnuppern, das ist Pflicht! Und so mache ich einen Abstecher zur Kunstgrenze. Ich schlendere zum Ufer, wo sich die Masten der Boote im Wind wiegen und Möwen kreischen. Herrlich, mal wieder hier zu sein! Das Schwäbische Meer macht seinem Namen heute alle Ehre, auch wenn natürlich jeder weiß, dass Konstanz zu Baden gehört!

Am Horizont erheben sich majestätisch das Säntis-Massiv und die Appenzeller Alpen. Ja, hier steht man mit einem Fuß in der Schweiz – und das nicht nur sprichwörtlich. 22 Skulpturen aus Edelstahl, die die Trümpfe des Tarot darstellen, ersetzen hier einen trennenden Zaun. Ich hüpfe über die unsichtbare Grenze und flaniere ins benachbarte Kreuzlingen, vorbei am Eisstadion bis zur Seeburg mit ihrem Park und zum Yachthafen – dann wieder zurück. Jetzt aber ins Hotel …

 

Freitag, 19:00 Uhr

Der Hunger treibt mich auf die Straße – und natürlich die Lust, mal wieder Konstanzer Nachtluft zu atmen. Ich gehe am Einkaufszentrum Lago und dem Bodanplatz vorbei bis zum Schnetztor. Irgendwo hier muss es doch was zu futtern geben. Und siehe da, im Schaufenster eines ehemaligen Ladens entdecke ich lebhaftes Treiben. Mit dem La Bruschetta lande ich einen echten Zufallstreffer! Donato, ein ehemaliger Couturier, und seine Frau Fiorella kochen hier Spezialitäten aus Apulien. Auf die zu Tischen umfunktionierten Weinfässer kommen Pasta, Parmigiana, Polpette und opulente Schinkenplatten – ich entscheide mich für die Orecchiette in Fleischsauce – und bereue es keine Sekunde. Und obwohl Donato mir großzügig Amaro spendiert, gehe ich anschließend noch auf einen Negroni ins Il Boccone. Schon beim Nippen daran wird mir klar: Dieser Drink wird mich herrlich schlafen lassen …

Samstag, 10:00 Uhr

Kaffee muss her! Toll, dass das Rosgartenmuseum über eine entzückende kleine Bar verfügt. Dem Publikum nach zu urteilen, scheinen sich hier Kunstliebhaber und Geschichtsinteressierte zu treffen. Wie gut, dass eine von ihnen am Nachbartisch gerade ihren Cappuccino schlürft. Und so gibt es zu herrlichem Espresso und frischem Croissant von Kuratorin Dr. Lisa Foege eine Einführung zur Geschichte des 1870 durch den Konstanzer Apotheker und Stadtrat Ludwig Leiner gegründeten Hauses, dessen Sammlungsschwerpunkt heute auf Objekten, Kunstwerken und Zeugnissen der Geschichte der Stadt Konstanz und der Bodenseeregion liegt.

Auf vier Ebenen arbeite ich mich – gut gestärkt – durch archäologische Funde aus der Jungsteinzeit, mittelalterliche Altargemälde und sakrale Holzschnitzereien, Gemälde von Konstanzer Künstlern und Alltagsobjekte des 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zur Sonderausstellung „Idyllen zwischen Berg und See“ über die Geschichte des Tourismus am Bodensee. Fazit: Die Region war schon damals so attraktiv wie heute. Nur das Reisen mit Dampfschiff und Kutsche wohl ein bisschen unbequemer …

Samstag, 12:30 Uhr

Der Vormittag im Museum war entspannend und lehrreich zugleich – aber ich muss wieder ans Wasser. Von der Rosgartenstraße gehe ich zur Marktstätte, dem zentralen Platz der Stadt. Hier reihen sich Eiscafés an Galerien und Drogerie-Märkte an kleine Bars. Dazwischen thront der Kaiserbrunnen – beliebter Treffpunkt für knutschende Verliebte, Familien mit Kindern oder, in den Abendstunden, halbstarke Jugendliche mit Ghettoblaster und Gangster-Musik.

Hinter der Bahnhofsunterführung gelange ich zum Konzil, dem geschichtlich wohl wichtigsten Gebäude der Stadt. Vier Jahre lang tagte hier von 1414 bis 1418 die katholische Kirchenführung. Sie sollte das große abendländische Schisma – auf Deutsch: das Chaos aus Papst und mehreren Gegenpäpsten – beenden, was mit der Ernennung von Martin V., übrigens der einzigen Papstwahl auf deutschem Boden, zumindest teilweise gelang. Heute ist das Konzil Veranstaltungsort, Restaurant und Tagungsstätte. Direkt gegenüber steht übrigens Imperia – leicht bekleidet und mit tiefem Dekolleté. Neun Meter hoch und 18 Tonnen schwer zeigt die Statue das dickbusige Abbild einer Kurtisane, die auf jedem Arm einen Gaukler hält. Der Mann in ihrer rechten Hand trägt auf seinem Haupt die Krone eines Königs und hat einen Reichsapfel in der Hand, die Figur in ihrer Linken tr gt eine p pstliche Tiara. Tja, die Frauen hatten uns Männer halt schon immer irgendwie in der Hand! Imperias Erbauer Peter Lenk soll übrigens einmal gesagt haben: „Inwieweit die echten Päpste und Kaiser auch Gaukler waren, überlasse ich der geschichtlichen Bildung der Betrachter.“

Schon wieder knurrt mir der Magen. Diese Spaziergänge an der frischen Luft machen einfach Hunger. Wie praktisch, dass es nur ein Katzensprung in die Hafenmeisterei ist. Hier gönne ich mir eine Mittagspause und den Luxus, selbst bei kühleren Temperaturen im Freien zu sitzen – die Wolldecke macht’s möglich. Auch wenn es hier ein wenig touristisch zugeht: Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen Blick auf den Hafen und das Alpenpanorama. Und die Kürbiscremesuppe mit steirischem Nusskernöl schmeckt ordentlich und wärmt mich von innen. Ach ja, der Chardonnay schmeckt auch. Was will man mehr?

Samstag, 14:00 Uhr

Jeder, der in Konstanz studiert hat, weiß: Die verruchtesten Weinstuben und Bars gibt’s in der Niederburg, dem ältesten Viertel der Stadt. Da will ich jetzt hin! Allerdings nicht, um in einem studentischen Etablissement abzustürzen – die Zeiten sind lange vorbei –, sondern um mich in dem Gewirr der bezaubernden kleinen Gassen zu verlieren und mal zu sehen, welche neuen Läden es dort gibt.

Mein Weg führt mich vorbei am Münster, in das ich einen Blick werfe – immerhin eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands. Weiter geht’s in die Rheingasse. Zwischen opernreif verrosteten Balkonen und efeubewachsenen Fachwerkhäusern blitzen die Sonnenstrahlen aufs Pflaster. „Schön bei uns, gell?“, sagt Gabi Herzog, die im Niederburgladen Tee verkauft. Das Geschäft, das wunderbar gestrig daherkommt, ist vor allem bei Anwohnern beliebt, weiß Gabi. Genauso wie übrigens die vielen kleinen Lokale mit den kuriosen Namen. Weinteufele, Hintertürle, Weinglöckle oder Wendelgard … Ja, hier geht’s zünftig zu. Schließlich wurde die Niederburg früher überwiegend von Handwerkern, Fischern und kleinen Kaufleuten bewohnt. Und noch heute sitzen hier viele kleine Einzelhändler und Spezialgeschäfte wie Polstereien, Geigenbauer oder Bleiglasfensterwerkstätten.

Samstag, 16:30 Uhr

Ich bin seit dem Morgen auf den Beinen und mir tun die Füße weh! Es ist Zeit für einen Kaffee. Gut, dass ich an der Ecke zwischen Gerichtsgasse und Kuhgässchen eine Entdeckung mache. Das N° elf würde es auch in Berlin schaffen, so hipsterhaft mutet die kleine Erpresso-Bar an. Ein Barista, der von seinem Styling her ebenfalls der Hauptstadt entsprungen sein könnte, fragt mich, ob ich meinen Kaffee schokoladig oder nussig will. Ich nehme nussig, auch wenn ich von solchen Nuancen eigentlich keine Ahnung habe – aber ich muss zugeben: Das Gebräu schmeckt gut. Und auf dem Freiluftsofa sitzt es sich wahrlich wunderbar.

Mit Koffein im Blut schlendere ich nun vorbei an meinem ehemaligen Wohnhaus, einem dreigeschossigen Gebäude von 1369, wo die Wendeltreppe an eine Ritterburg erinnert und die Wände so schief sind, dass man kein Möbelstück ordentlich aufstellen kann. Eine schöne Zeit war das. Aber ich bin ja nicht hierher gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen!

Samstag, 18:30 Uhr

Ein Wochenende in Konstanz ohne einen Abend in der Weinstube? Undenkbar! Also ab in eine der beliebtesten der Stadt: Zum Guten Hirten. Hier kommt klassisches badisches Vesper auf den Tisch, Konstanzer Dünnele (die Bodensee-Version des Flammkuchens) und Schmackhaftes aus Fleisch und Fisch. Als alter Seehas’ entscheide ich mich natürlich für den geräucherten Bodenseefelchen mit Bratkartoffeln und ein Viertele Weißburgunder, ebenfalls aus der Region. Gut, dass ich früh da war. Ab 19 Uhr wird’s hier ziemlich lebhaft und schon bald sind Gaststube und Nebenraum rappelvoll. „Den Leuten gfällt’s eben bei uns“, sagt Chefin Tamara Unterwerner, die die Weinstube seit 15 Jahren betreibt. Recht hat sie, es ist wirklich schön und gemütlich hier. Also mache ich aus einem Viertele zwei. Perfekt, um einen anstrengenden Tag ausklingen zu lassen.

Sonntag, 10:00 Uhr

Bevor ich in den Tag starte, genehmige ich mir einen Kaffee – und zwar den besten der Stadt. Den gibt’s im Café Voglhaus. Und den umweltfreundlichen Mehrwegbecher noch dazu. Auf das Pfand verzichte ich und das schicke Teil mit Bodenseepanorama-Aufdruck wandert in meinen Rucksack. Schönes Andenken!

Zweiter Tagesordnungspunkt: der Besuch des Sea Life Konstanz im Stadtteil Klein Venedig – Konstanz’ großes Aquarium direkt am See gelegen. Zugegeben, 19,50 Euro Eintritt sind nicht ganz billig – dafür tauche ich ein in eine wirklich faszinierende Wasserwelt, bewundere Rotfedern, Schildkröten, Barsche, Aale und Katzenhaie – allesamt in ihren jeweiligen Themenbereichen, vom Rotterdamer Hafen über den Gebirgsbach und das tropische Riff bis hin zum Schiffswrack und dem Roten Meer. Irgendwie ein großer Abenteuerspielplatz für kleine und nicht mehr ganz so kleine Kinder wie mich …

Sonntag, 13:00 Uhr

Meinen Besuch in Konstanz lasse ich mit einem Spaziergang ausklingen – noch einmal so richtig den See genießen. Von der Seestraße mit ihren Prachtbauten geht’s am Yachthafen vorbei bis zur Bodensee-Therme und dem Strandbad Horn, das hier jeder nur „Hörnle“ nennt, dann zurück zur Rheinbrücke, über die mich wenig später wieder die Schwarzwaldbahn fahren wird.

Die „Stadt zum See“ ist voller Geschichten – von Päpsten, Kaisern, Kurtisanen und von ganz normalen Menschen. Ich bin nach langer Zeit mal wieder eingetaucht – und das hat verdammt gutgetan!

Hotels

Barbarossa Mitten in der City und mit ganz viel Geschichte! Obermarkt 8–12

Steigenberger Inselhotel Luxusherberge mit Kreuzgang und Traumterrasse. Auf der Insel 1

HARBR Modern und cool! Auf der anderen Rheinseite gelegen. Hans-Sauerbruch-Straße 2

Restaurants

Zum Guten Hirten bei Tamara Urig, gemütlich, lecker! Unbedingt den Felchen probieren! Zollernstraße 6–8

La Bruschetta Italienische Atmosphäre pur und Essen wie bei Mamma! Obere Laube 64

Suppengrün Frisch und grün! Tolle Suppen auch zum Mitnehmen. Sigismundstraße 19

Tolle Knolle Von Rösti bis Wedges – hier dreht sich alles um die Kartoffel. Bodanplatz 9

Pinocchio Edel-Italiener im alten Gewölbekeller – sehenswert! Untere Laube 47

The Tonic Eat clean & drink dirty lautet hier das Motto. Auf den Tisch kommt Gesundes und Hochprozentiges. Bodanplatz 12a

Cafés & Bars

N° elf Mini-Espressobar mit Nuancen von schokoladig bis nussig … Gerichtsgasse 11

Das Voglhaus Szenetreff, Snackbar, Kaffeetempel. Hier ist immer was los. Wessenbergstraße 8

Blauer Engel Cocktailbar Cocktails wie in New York – dazu Lounge-Charakter. Sankt-Johann-Gasse 4

Bierboutique Hier kann man über 250 Sorten Bier verköstigen. Kreuzlingerstraße 27

Kultur

Archäologisches Landesmuseum Funde und Erkenntnisse der Landesarchäologie in BaWü. Benediktinerplatz 5

Städtische Wessenberg-Galerie Sammlung des letzten Konstanzer Bistumsverwesers. Wessenbergstraße 41

Freizeit

Sea Life Konstanz Großes Aquarium mit verschiedenen Themenbereichen. Hafenstraße 9

Bodensee-Therme Heißes Wasser, Jacuzzis und Seeblick. Herrlich zum Entspannen. Zur Therme 2

Insel Mainau Die Blumeninsel ist im Sommer ein wahres Paradies. 78465 Insel Mainau

 

* Aufgrund von Covid-19 sind alle Tipps ohne Gewähr

#heimat Schwarzwald Ausgabe 31 (2/2022)

Die #heimat. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2022. Dies sind die Abenteuer von Schwarzwälder Stars und Sternchen, im Großen wie im Kleinen, von unbekannten kulinarischen Galaxien, in denen wir dieses Mal den Flammkuchen huldigen, von Affineuren und Stressbewältigern. Dazu stellen wir Euch Kemi Cee vor – eine Sängerin wie vom anderen Stern …

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